Eklat in Spaniens Königshaus
Juan Carlos’ Schwiegersohn soll Steuergelder ergaunert haben. Jetzt hat der König genug und verstößt den Herzog — zunächst vorläufig.
Madrid. Es war eine schwere Entscheidung, und sie ist Spaniens König keineswegs leicht gefallen: Nachdem der öffentliche Druck immer mehr stieg, hat Juan Carlos I. (73) seinem unter Betrugsverdacht stehenden Schwiegersohn Inaki Urdangarin (43) den Stuhl vor die Tür gesetzt.
Das Verhalten des Ehemannes von Prinzessin Cristina (46) sei „nicht vorbildlich“ gewesen, ließ Juan Carlos mitteilen. Deswegen werde Urdangarin, der „Herzog von Mallorca“, zunächst nicht mehr an offiziellen Aktivitäten des Königshauses teilnehmen.
Mit dieser Erklärung versucht der spanische König, einem weiteren Ansehensverlust des Hofes entgegen zu steuern. Lange hatte Juan Carlos geschwiegen, nachdem bereits Anfang November die Vorwürfe gegen seinen Schwiegersohn bekanntwurden: Urdangarin soll mit einem „gemeinnützigen Verein“ Steuergelder in Millionenhöhe ergaunert haben. Indem er für Beratungen aufgeblähte Rechnungen geschrieben und für „fiktive Dienstleistungen“ kassiert haben soll.
Vor ein paar Tagen hatte Urdangarin, früher ein Handball-Nationalspieler, bereits eine kleinlaute Erklärung abgegeben: „Ich bedaure zutiefst den schweren Schaden für das Königshaus.“
Dies alles fügt sich zu einem Ansehensverlust der spanischen Monarchie. Den neuesten Umfragen zufolge wenden sich die Untertanen zunehmend vom Königshaus ab. „Es macht sich das Gefühl breit“, kommentiert das konservative Blatt „El Mundo“, Spaniens zweitgrößte Tageszeitung, „dass bei einem Referendum über den Fortbestand der Monarchie heute die Republik gewinnen würde.“