Jean-Jacques Wigno: Der Figaro des Fürsten
Albert II. ist seit über 20 Jahren Kunde bei Jean-Jacques Wigno. Der Promi-Friseur frisiert auch bei der Traumhochzeit.
Monte Carlo. Von der mondänen Strandpromenade in Larvotto bis zu seinem Friseurgeschäft sind es nur wenige Schritte. Auf den ersten Blick deutet nichts darauf hin, dass Jean-Jacques Wigno (58) hier ein Promi-Haarstudio betreibt, in dem sich Stars und Sternchen die Klinke in die Hand geben.
Es ist eher ein Salon der Kategorie "klein-aber- fein", für monegassische Verhältnisse erstaunlich unglamourös, dazu noch ziemlich versteckt im rückwärtigen Teil dieses luxuriösen Appartment-Blocks. Der berühmteste Bewohner des Fürstentums, Fürst Albert II. von Monaco, hat jedoch keinerlei Schwierigkeiten, den kleinen Salon zu finden: Das Staatsoberhaupt zählt seit über zwanzig Jahren zu Jean-Jacques Wignos Stammkunden.
"Manchmal platzt er einfach ohne Anmeldung herein und gesellt sich geduldig zu den Wartenden", erzählt der "Figaro des Fürsten" beim Interview auf der Terrasse des "Café de Paris". Aus der langen Treue zum Friseur ist längst eine Freundschaft erwachsen, eine, für die sich Albert jetzt sehr erkenntlich zeigt.
Denn Jean-Jacques Wigno wird die große Ehre zuteil, für die Traumhochzeit hoch oben auf dem berühmten "Felsen" frisieren zu dürfen - auf ausdrücklichen Wunsch des Fürsten höchstselbst.
Freitag und Samstag werden sich der Haarkünstler und sein Team in den prachtvollen Privatgemächern des Grimaldi-Palastes ausbreiten: mit Scheren und Bürsten, Haarspray und Gel, Trockenhauben und Ondulierstäben - und nur einen einzigen noblen Auftrag ausführen: dem Fürsten sowie Mitgliedern der Familie, und hier natürlich vor allem den weiblichen, die bezauberndsten Frisuren zu verpassen. "Schade nur, dass ich Charlene nicht frisieren werde."
Aufgeregt? "Nein, nur ein bisschen gestresst", lächelt Jean-Jacques Wigno, "die Sicherheitsvorkehrungen im Palast sind unglaublich streng." Das Friseur-Handwerk hat der gebürtige Elsässer von der Pike auf gelernt.
Mit 14 beginnt er die Lehre in Mülhausen, macht sich danach selbstständig, zieht 1979 zuerst an die Côte d'Azur und von dort nach Paris. In der Modemetropole perfektioniert er die Haarkunst bei keinem Geringeren als Star-Coiffeur Jacques Dessange, um 1984 schließlich in Monaco erfolgreich Fuß zu fassen.
Dem gängigen Klischee des dandyhaften oder überkandidelten Promi-Coiffeurs entspricht Jean-Jacques Wigno überhaupt nicht. Während so mancher Kollege wichtigtuerisch durch Talk-Shows zieht und sich für berühmter hält als seine Kunden, hat der "Figaro des Fürsten" auf charmante Weise Bodenhaftung behalten.
Dabei hätte er angesichts seiner erlesenen Kundschaft allen Grund, in Klatschmagazinen und explosiven Leute-Shows die Werbetrommel für sich zu rühren. Star-Mannequin Carla Bruni ließ sich einst von Jean-Jacques die Strähnen legen, Otto Kern und seine Frau Naomi schauen ebenso vorbei wie Nico und Keke Rosberg.
Und auch Michael Schumacher sucht regelmäßig seine Dienste. Mit seinen deutschen Kunden kann sich der Franzose übrigens fließend in ihrer Muttersprache unterhalten. "Meine Frau Alexandra ist Münchnerin."
Dass Fürst Albert, inzwischen 53, sehr viel von seiner Haarpracht eingebüßt hat und die verbliebene millimeterkurz stutzen lässt, bremst Jean-Jacques' Elan keineswegs. "Es gibt noch genug zu tun", sagt er augenzwinkernd. Und worüber plaudert er im Salon mit dem Fürsten? "Über Fußball, über Politik, über Monaco."
Auch über Privates? Schwer vorstellbar, dass sie es nicht tun. Schließlich steckt in einem guten Friseur meistens auch ein guter Psychologe. Aber Jean-Jacques Wigno, wirklich keine Plaudertausche, zieht es auch an dieser Stelle vor, diskret zu schweigen. Stattdessen lobt er überschwänglich den angenehmen Charakter des Fürsten, den er gelegentlich "mein Prinz" nennt. Und beschreibt das Grimaldi-Oberhaupt als Kumpel ganz ohne Allüren. "Albert ist ein netter Typ, manchmal zu nett, so dass er nicht Nein sagen kann."
Und Charlene, seine Braut? "Sie ist völlig unkompliziert", urteilt Wigno, und bescheinigt dem Paar im gleichen Atemzug eine glückliche Zukunft. "Die beiden funken auf einer Wellenlänge, die richtigen haben sich gefunden."