Sachsen-Anhalt würdigt Naumburger Meister
Naumburg (dpa) - Mit einer international bestückten Ausstellung gibt Sachsen-Anhalt Einblicke in die hohe Kunst der Steinbildhauer im Mittelalter. Im Zentrum steht der unbekannte Schöpfer der zwölf Stifterfiguren im Naumburger Dom, darunter die Figur der Uta von Ballenstedt.
Unter dem Motto „Der Naumburger Meister - Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen“ werden bei der Landesausstellung 500 Exponate in Naumburg und im Umland gezeigt. Darunter sind 300 Leihgaben aus Museen im In- und Ausland. Die Veranstalter erwarten rund 150 000 Besucher.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sagte, die Ausstellung verdeutliche besonders die engen kulturellen und künstlerischen Bande zwischen Deutschland und Frankreich. Die Künstler im Mittelalter seien wichtige Wegbereiter jener geistigen, kulturellen und religiösen Einheit gewesen, „die uns Europäer bis heute miteinander verbindet“. Und: „Daran sollten wir uns heute erinnern, wenn die ökonomischen Krisen derzeit unseren Kontinent und die Solidarität untereinander erschüttern.“
Die Ausstellung vereine nicht nur erstmals Exponate, sondern sie stelle auch die europäische Geisteshaltung des 13. Jahrhunderts dar, ergänzte Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD). „Das ist in Stein gehauene Theologie“, sagte er über die Exponate der rund drei Millionen Euro teuren Schau. Unter den hochkarätigen Stücken seien auch solche, die erstmals von Museen auf die Reise geschickt wurden. Dazu gehört die Stifterfigur des Frankenkönigs Childebert I. (497-558) aus dem Louvre.
Der Naumburger Meister schuf die zwölf Stifterfiguren im Naumburger Dom, darunter Uta und Ekkehard. Die im Halbkreis angeordneten Figuren im Westchor gelten bei Experten wegen ihrer lebensnahen Darstellung als einzigartige Meisterwerke. Erstmals werden sie nun nach Angaben der Organisatoren in den europäischen Kontext gesetzt. So führt die Spur des Steinbildhauers im 13. Jahrhundert von Frankreich nach Deutschland. Nach der Ausbildung an nordfranzösischen Kathedralbauten, in den Regionen Ile de France, Champagne und Picardie kam er mit seinem Werktrupp über Mainz nach Naumburg und bis nach Meißen.
Bis zum 2. November werden auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern neben Skulpturen auch Handschriften sowie Werke der Schatzkunst und der Buchmalerei gezeigt. Die Ausstellung ist im Naumburger Dom, in weiteren Gebäuden der Stadt und an sechs anderen Standorten in der Region zu sehen.
In einem Teil der Schau wird auch der Kult um Uta thematisiert. Die hochkarätigen Exponate der Landesschau sind zum Großteil Leihgaben aus Deutschland, Frankreich, Polen, Großbritannien, Österreich und den USA. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, die Schau sei nicht nur eine Landesausstellung. Sie sei „eine Ausstellung von europäischer Bedeutung“ und zeige den Geist in der Zeit des Naumburger Meisters.