Chancen auf Super-Sommer steigen
Offenbach (dpa) - Hoch „Gertrud“ heizt ein: Mit Temperaturen von mehr als 35 Grad am Nachmittag war der Dienstag in Deutschland der heißeste Tag des Jahres und hat die Werte vom Montag noch übertroffen.
Vereinzelt seien im Südwesten 37 Grad gemessen worden, berichtete der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Stuttgart, in Duisburg kletterte das Quecksilber auf 36 Grad. Sogar auf der Nordseeinsel Norderney wurde die 30-Grad-Marke überschritten. Im Süden und Osten war es nicht ganz so heiß.
Schon am Mittwoch beenden heftige Gewitter die Hitzewelle, danach wird es wieder kühler - das selbe Spiel wie vor einer Woche. Ob es mit dem Auf und Ab so weitergeht, ist offen. Auch ein Super-Sommer ist nicht ausgeschlossen.
In diesen Tagen entscheidet sich, wie das Wetter in den nächsten Wochen wird. Die Bauernregel, nach der „das Wetter vom Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag“, ist dafür tatsächlich ein Anhaltspunkt. Der Tag ist benannt nach sieben Märtyrern, die im fünften Jahrhundert aus 195-jährigem Schlaf erwachten. „Die Trefferquote ist zwar weit von der "perfekten" Vorhersage entfernt, liegt allerdings deutlich über dem Zufall“, sagte Meteorologe Ansgar Engel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Dienstag. In Süddeutschland trifft die Regel in 60 bis 70 Prozent der Jahre zu.
Der 27. Juni ist aber das falsche Datum, denn nach der Kalenderreform von 1582 ist Siebenschläfer am 7. Juli. „Die für die Witterung im Hochsommer möglicherweise entscheidenden Weichen werden also erst um diesen Termin herum gestellt. Und bis dahin kann sich ja noch einiges tun“, sagte Engel.
Offenbar wussten schon die Altvorderen, dass sich Ende Juni/Anfang Juli das Wetter stabilisiert. Wichtigste Akteure seien die Sonne und der Jetstream in zehn Kilometern Höhe, erläuterte DWD-Meteorologe Engel. Anfang Juli habe sich ein Gleichgewicht der Strömungen eingestellt, die energetische Verteilung spiele sich ein, und da die Atmosphäre träge reagiere, bleibe alles einige Wochen stabil. „Erst wenn die Sonne deutlich schwächer wird, fängt das Ganze an zu kippen.“
Bis zur Sommersonnenwende am 21. Juni wurden die Tage länger, seitdem lässt die Sonneneinstrahlung nur allmählich nach. Wie ein Elektroherd brauchen Ozeane und Landmassen eine Weile, bis sie sich erwärmen, dann halten sie die Temperatur auch, wenn die Energiezufuhr schwächer wird. Besonders träge sind die Ozeane, die erst im August am wärmsten sind.
Ob es viel oder wenig regnet, hänge vom Jetstream ab, der den Lauf der Tiefdruckgebiete beeinflusst, erläutert Meteorologe Engel. Wenn dieser Luftstrom weit nördlich über Skandinavien verläuft, bedeutet das für Deutschland schönes Wetter. Rutscht er nach Süden, können Tiefs vordringen. „Dann ist es in Deutschland wechselhaft - eben ein typisch mitteleuropäischer Sommer“, sagte Engel. Dabei könne es aber durchaus warm sein.
In seinem Jahreszeitentrend sagt der DWD auf der Basis von Computermodellen eine 75-prozentige Chance für einen „warmen“ Sommer voraus. Für Ferienplanungen hilft das nicht weiter: Ob bei Regen oder Sonnenschein, lässt sich nämlich nicht berechnen. „Die Atmosphäre stellt ein im physikalischen Sinne chaotisches System dar, welches sich eben nicht perfekt vorhersagen lässt, sondern nur eine Wahrscheinlichkeitsvorhersage zulässt. Das schließt gelegentliche Fehlvorhersagen ein“, erklärte Engel.