Wenn der Jetset sich auslebt, sind die Fotografen immer dabei. Auch Rebellen wie Mick Jagger, Andy Warhol oder Marlon Brando mischen mit: Playboy trifft Avantgarde-Künstler und Pop auf Geldadel.

Die internationale Schickeria der 60er und 70er Jahre lässt das Düsseldorfer NRW-Forum in rund 400 Schwarz-Weiß-Fotografien wieder aufleben. Die Bilder der Schau „Zeitgeist + Glamour“ (5. Februar bis 15. Mai) stammen aus der Kollektion der Schweizer Sammlerin Nicola Erni und wurden noch nie zuvor ausgestellt. „Über den Weg des Visuellen, des Fotografischen erschließt sich im musealen Zusammenhang auch eine gesellschaftliche Revolution“, betont das NRW-Forum. Der Wandel in den beiden Jahrzehnten sei geprägt durch Medien, Musik, Jugend- und Protestkultur.

Über 30 Fotografen sind vertreten. Darunter sind Künstler wie Richard Avedon oder Robert Mapplethorpe. Am häufigsten ist Andy Warhol zu sehen - und zwar mit eigenen Fotos und auch als Motiv. Schließlich war der Pop-Art-Künstler selbst ein Dauergast auf New Yorker Szene-Partys. Warhol wurde für den Fotografen Avedon zum Objekt: Seine nach einem Attentat von Narben übersäte Brust füllt eine ganze Leinwand.

Oft waren Fotografen sehr willkommen an den Party-Schauplätzen in London, Paris, Rom und New York. Die Beatles etwa veranstalteten 1964 in einem Pariser Hotel eine Kissenschlacht. Ringo, John, Paul und George dreschen, akkurat in Morgenrock und Pyjama gekleidet, aufeinander ein. Die 68er-Schönheit Uschi Obermaier posiert mit blankem Busen und zerzauster Mähne. Auch Romy Schneider entblößt sich. Mick und Bianca Jagger nehmen nach ihrer Hochzeit 1971 den Fotografen in der Limousine mit: Man trinkt Champagner aus der Flasche, Biancas Ausschnitt ist weit offen. Überhaupt fielen in den 70ern die Hüllen: An den Stränden der Côte d'Azur verzichtete die Damenwelt zunehmend auf das Bikini-Oberteil.

Aber nicht überall waren Paparazzi gern gesehen, vor allem, wenn sie unerwartet ihre Kameras zückten. Mitten auf der Via Veneto in Rom haut 1970 ein Sternchen einem aufdringlichen Fotografen eine Eiswaffel ins Gesicht: Wie ein Schlaglicht ziert das Foto die Ausstellung. Und Milliardär Onassis schaut ziemlich finster, als ein Bildjäger ihn auf der Third Avenue in New York aufspürt. Seine Frau Jackie dagegen blickt betont unbeirrt geradeaus.