José Socrates - Der Smarte
José Socrates, der portugiesische Ministerpräsident, hat am Sonntag die EU-Ratspräsidentschaft für sechs Monate übernommen.
Lisabon. José Socrates, der portugiesische Ministerpräsident, hat gestern die EU-Ratspräsidentschaft für sechs Monate übernommen und folgt damit Angela Merkel auf den Chefsessel. Ist er zu Gipfeltreffen oder Staatsbesuchen unterwegs, hat Socrates immer seine Jogging-Schuhe und Sporthose im Gepäck. Denn für die höhere Politik stärkt der 49-Jährige sich zuerst einmal mit einem längeren Dauerlauf. Äußere Kennzeichen: schlank, sportlich, smarte Kleidung, redegewandt und immer ein Lächeln auf den Lippen. Wegen seiner Designer-Anzüge als "Armani-Sozialist" tituliert, kommt der Ministerpräsident als politischer Sunnyboy daher. Doch der spontane Eindruck des immer netten Burschen täuscht. Die Portugiesen haben Socrates in den ersten beiden Jahren seiner Amtszeit als eisernen und unnachgiebigen Regierungschef erlebt. Er setzte in Portugal Steuererhöhungen und soziale Einschnitte durch und schaffte in dieser katholischen Bastion das Unmögliche: Er lockerte das mittelalterliche Abtreibungsverbot. Ein außenpolitischer Erfolg würde José Socrates helfen, auch zuhause seine Macht zu stärken. Denn die Hoffungen auf Besserung der wirtschaftlichen Situation schrumpfen.