Jüdisches Viertel: Kölns ungeliebtes Ja-Aber-Museum

Im Prinzip sind auch die Kritiker für eine Erinnerungsstätte in der Innenstadt — nur nicht so, nur nicht da, nur nicht jetzt.

Köln. Eigentlich könnten sich die Kölner freuen. Sie haben in der Erde gegraben und einen Schatz gefunden: das Judenviertel aus dem Mittelalter. Komplett mit Tanzhaus, Hospital, Bäckerei und Synagoge. Eine Stadt in der Stadt, eine Miniaturwelt zusammengedrängter Häuser mitten auf dem Rathausplatz. Natürlich sind es Ruinen — man braucht etwas Fantasie, um sich vorzustellen, wie das Ganze einmal ausgesehen hat. Ausländische Experten zeigen sich begeistert, Köln selbst tut sich schwer mit dem Fund.

Zwar hat der Rat beschlossen, die Fundstätte für 52 Millionen Euro mit einem Museum zu überbauen. Aber der Beginn der Bauarbeiten wird immer wieder verschoben; Leitungen müssten noch verlegt werden, heißt es bei der Stadt. Kritiker stellen das Projekt derweil infrage.

Im Internet werden Unterschriften dagegen gesammelt. Begründung: Die Stadt habe kein Geld und kein Konzept. „Wir halten die Planung für nicht ausgereift“, sagt Frank Deja von der Bürgerbewegung „Köln kann auch anders“. Bisher sind allerdings erst 3000 Unterschriften beisammen. Ein anderer Kritiker, Architekt Peter Busmann, beklagt, der geplante Bau sei nichts Halbes und nichts Ganzes. Aus Kostengründen sei der Umfang um ein Drittel reduziert worden. „Genau um die Funktionen, die das Ganze lebendig gemacht hätten: Begegnungsstätte, Restaurant und so weiter.“

Grabungsleiter Sven Schütte kann nicht begreifen, dass das Projekt in der Kölner Öffentlichkeit so wenig Begeisterung auslöst. Nach seinen Vorstellungen soll das Museum nicht die soundsovielte Begegnungsstätte werden, sondern jüdische Alltagsgeschichte erfahrbar machen. Die Archäologen haben eine Viertelmillion Gegenstände zutage gefördert. So entdeckten sie eine aus dem Mittelalter stammende Tafel mit der Aufschrift „yt in ys neyt anders“. Man könnte das übersetzen mit: „Et is wie et is“.

Schütte aber steht selbst massiv in der Kritik. Wissenschaftler werfen ihm mangelnde Seriosität vor. Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) hat schon vor drei Jahren per Zeitungsinterview den Stab über ihn gebrochen: „Herrn Schütte zum Projektleiter zu machen, war eine Fehlentscheidung meines Vorgängers.“

Spielt bei all dem auch Antisemitismus eine Rolle? Allein diese Frage halten manche Kritiker für infam, da sie dadurch diskreditiert würden. Alle betonen, sie seien nicht grundsätzlich gegen das Museum. Nur nicht so. Nur nicht da. Nur nicht jetzt.