Meat Loaf auf Abschiedstour: Der „Fleischklops“ geht in Rente

US-Rocker Meat Loaf tourt zum letzten Mal. Gründe sind 18 Gehirnerschütterungen — und neue Karrierepläne.

London. Nach mehr als 30 Jahren auf der Bühne verabschiedet sich US-Rocker Meat Loaf (65), der eigentlich Michael Lee Aday heißt, von seinen Fans. Am 8. Mai tritt der ausgebildete Schauspieler, der künftig Filme machen will, in Oberhausen auf.

Die Fans haben sich zuletzt öfter Sorgen um Sie gemacht, wenn Sie auf der Bühne etwas wackelig wirkten. Was war los?

Meat Loaf: Ich hatte in meinem Leben 18 Gehirnerschütterungen. In den letzten Jahren habe ich deshalb öfter die Balance auf der Bühne verloren. Die Leute haben gleich geschrien: Er ist besoffen! Und ich habe gesagt: Nein, bin ich nicht. Mein Gott, lasst mich in Ruhe! Die Leute sollten die Fakten prüfen, bevor sie etwas einfach behaupten. Aber sie hören so viele Geschichten über betrunkene Rockstars auf der Bühne, dass sie gleich denken, jemand sei besoffen, wenn er stolpert. Das ist so, als ob man sagen würde: Alle Äpfel sind rot.

Ihre Abschiedstour beginnt in Großbritannien und Deutschland. Wie erklären Sie sich, dass Sie gerade in diesen Ländern so erfolgreich sind und in den USA weniger?

Meat Loaf: Mit meiner Heimat Amerika war es während meiner Karriere irgendwie etwas komisch. Normalerweise ist es so, dass man, wenn man in den USA Erfolg hat, im ganzen Land erfolgreich ist. Aber bei uns teilt sich das in Regionen auf — es gibt Orte, da verkaufen wir 10 000 Tickets, an anderen zehn.

Haben die Deutschen einen Hang zur Dramatik, weil sie Ihre Shows so lieben?

Meat Loaf: Ja, ich glaube, das ist das, was die Leute mögen. Die Menschen mögen David Bowie, weil er sein eigenes Ding gemacht hat und Ziggy Stardust war. Sie lieben Queen, weil Freddie sich unter sie gemischt hat. Ein Problem der Musik von heute ist, dass die Künstler zu stark nach innen gerichtet sind. Man hört ihnen zu, aber man fühlt nicht dasselbe. Springsteen, Bowie, die Stones — die machen das Publikum zu einem Teil der Show. Und ich mache das auch. Neuere Bands tun das nicht mehr.

Warum können selbst Jahrzehnte nach Ihren Erfolgen auch junge Leute Ihre Hits mitsingen?

Meat Loaf: Ich glaube, das liegt daran, dass die Songs so wahnsinnig kunstvoll gemacht sind. Jim Steinmann hat sie geschrieben, und ich vergleiche ihn mit Samuel Beckett. Denn Jimmy versteht die menschliche Natur. Und das bringt er mit ein. Wir beide erlauben den Zuschauern, sich ihre eigenen Bilder im Kopf zu machen, sich ihre eigene Geschichte auszudenken — dem Song nicht nur zuzuhören, sondern Teil davon zu sein.

Wie machen Sie das?

Meat Loaf: Wenn man auf der Bühne ist, muss man in genau diesem Moment sein. Das ist wie bei einem Schauspieler, und ich bin ja ein Schauspieler. Wenn ich singe, dann höre ich mir nicht selber dabei zu. Deshalb singe ich auch manchmal einen falschen Ton. Ich bin in der Geschichte drin. Das ist eine Schauspielmethode, bei der man sich im Kopf Bilder malt.

Klingen ihre alten Hits für Sie heute anders als früher?

Meat Loaf: Jedes Konzert hört sich für mich anders an. Die Fans, die mir über einen langen Zeitraum zugehört haben, verstehen das. Andere kennen mich nicht so gut und verstehen das nicht — ich nenne sie Touristen. Es klingt bei mir immer anders als auf der Platte. Die Form ist sehr frei. Ich betone zum Beispiel andere Wörter, weil ich mich zu dem Zeitpunkt anders fühle. Ich wüsste gar nicht, wie ich singen sollte, damit es klingt wie auf der Platte.