Jürgen Emig muss ins Gefängnis

Der Ex-Sportchef des Hessischen Rundfunks ist wegen Untreue verurteilt worden. Der Sender gibt sich ahnungslos.

Frankfurt. Jürgen Emig hatte wohl gehofft, mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen. Doch das Frankfurter Landgericht verhängte wegen Bestechlichkeit und Untreue eine Strafe von zwei Jahren und acht Monaten gegen den 63-Jährigen.

Als Sportchef des Hessischen Rundfunks (HR) hat er laut Anklage zwischen 2001 und 2004 rund eine halbe Million Euro aus Schmiergeldern und Schleichwerbung in die eigene Tasche gewirtschaftet.

Emig hat von Veranstaltern und Sponsoren "Produktionskostenzuschüsse" dafür kassiert, dass deren Sportereignisse übertragen wurden - die sonst wohl nicht vom Fernsehen berücksichtigt worden wären.

Nach eigenen Angaben will Emig auf diese Weise mindestens 13 Millionen Euro für seinen Sender eingetrieben haben. Für sich selbst zweigte er dann eben auch noch etwas ab.

Die Kammer sparte aber nicht mit Kritik an Emigs Arbeitgeber und den Kontrollmechanismen im Sender. Der Sportchef sei zwar nie gezwungen worden, für die Übertragung von Veranstaltungen Drittmittel anzuwerben.

Gleichwohl habe man dies beim Sender gern gesehen, sagte der Vorsitzende Richter Christopher Erhard. "Es ist Herrn Emig schon zu leicht gemacht worden."

Dass Emig Sponsorenverträge über die Agentur SMP schloss, an der er über seine Frau verdeckt beteiligt war, war den Vorgesetzten nach Ansicht des Gerichts bewusst.

Dass Emig damit jährlich ein zweites Jahresgehalt verdiente, wie der Staatsanwalt vorgerechnet hatte, war den Chefs aber nicht klar. Ein "System HR", von dem in den Medien oft die Rede war, habe das Gericht aber nicht gefunden.

Vielmehr hatte Emig viele Freiräume, die er gründlich nutzte. Wenn jemand eine Million Euro im Jahr beibringt, hat er ein "gutes Standing bei den Vorgesetzten", merkte der Richter an. Seit Jahren habe es Hinweise auf dessen illegale Machenschaften gegeben, ihnen sei der Sender nicht intensiv genug nachgegangen.

HR-Intendant Helmut Reitze sagte dazu nach der Urteilsverkündung, aus den Vorfällen seien längst Konsequenzen gezogen worden.

Andererseits gestanden die Richter dem Sender auch zu, dass er einen "relevanten Schaden" erlitten habe. Das findet der Sender auch und verlangt von seinem langjährigen Sportchef in einer Zivilklage mehr als eine Million Euro Schadensersatz.

Generell bescheinigten die Richter Emig eine erhebliche kriminelle Energie und ein "dreistes Vorgehen". Dieser nahm die Vorwürfe äußerlich ungerührt entgegen. In seinem dunklen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte wirkte er am letzten Verhandlungstag jedoch deutlich verkrampfter als an den übrigen Prozesstagen des fast zweimonatigen Verfahrens.

Der Gang ins Gefängnis bleibt ihm nicht erspart, auch wenn die Richter wegen der zweijährigen Verfahrensdauer fünf Monate bereits als vollstreckt angesehen haben.

Das Gefängnis kennt Emig schon. Im Jahr 2005 war er sieben Wochen in Untersuchungshaft - sein Anwalt Stefan Bonn sagte, dies habe für Emig und seine Familie bereits "unvorstellbare, verheerende Folgen" gehabt. Seine berufliche und gesellschaftliche Stellung sei zerstört. Emig geht in Revision.