Anatole Taubman: Der Europäer im neuen Bond

Der in der Schweiz groß gewordene Brite, spielt in „Ein Quantum Trost“ Elvis, die rechte Hand des Bond-Gegners.

Köln. Am 29. Oktober wird Anatole Taubman in London der britischen Königin begegnen, James Bond macht’s möglich. Der Berliner Schauspieler sitzt in einem Kölner Cafe und malt sich das aus. "Ich freue mich auf diesen Satz: ,All rise - Her Majesty, the Queen’", ruft er mit gedämpfter Stimme, bleibt vorerst aber sitzen. Elizabeth II. wird zur Weltpremiere des neuen Bond-Films "Ein Quantum Trost" erscheinen, der am 6. November in die Kinos kommt.

Ein bisschen wird es auch Taubmans Abend werden: Der 36-Jährige spielt Elvis, die rechte Hand und Cousin von Bonds Gegenspieler Dominic Green (Mathieu Amalric), einen selbstverliebten Emporkömmling, dessen fortgesetztes Scheitern für ein paar Momente des Schmunzelns in Bonds Rachefeldzug sorgen soll.

Taubman nennt ihn einen "crazy character". Der Darsteller hat sich zur Vorbereitung Louis-de-Funès-Filme angeguckt und selbst eine 20 Seiten lange Biografie für Elvis ausgedacht, der hier aus einer armen Familie in Marseille stammt.

Taubman musste Stunts proben und Waffentraining absolvieren, doch die Actionszenen wurden immer kürzer und "verlaufen alle sehr einseitig", sagt er schmunzelnd. Zum Zeichen, wie Elvis’ Kraftprobe mit James Bond (Daniel Craig) endet, pustet er einmal kurz in die Luft.

Wer aber ist Anatole Taubman? Die große Hauptrolle in Deutschland fehlt noch, doch Taubman ist vielseitig einsetzbar. In England spielt er meist ausländische Bösewichte, in Frankreich dagegen den besten Freund oder die große Liebe, in der Schweiz darf es auch mal eine Komödie sein. Er spricht fließend Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch, seinen spanischen Elvis hat er selbst synchronisiert.

Zurzeit verbirgt er seine schwarzen Haare unter einer Mütze. Wegen der Tonsur. Er spielt Anastasius, den Bischof und Erzrivalen in Sönke Wortmanns "Die Päpstin". Die Rolle bedeute ihm künstlerisch viel mehr als der Bond-Elvis, sagt er.

Beim Gespräch schlürft Taubman Tee und einen Erdbeer-Milchshake, er gibt sich lebhaft und emotional, ist aber zugleich ungekünstelt und herzlich. Man kann sich gut mit ihm verplaudern, besonders wenn das Gespräch auf Fußball und Manchester United kommt.

Er nennt sich mit Fug und Recht einen Kosmopoliten, seine Biografie lautet in Kurzform: Anatole Taubman ist ein vornehmlich in der Schweiz aufgewachsener Engländer, dessen jüdische Eltern aus Deutschland und Österreich stammen und der heute in der Stadt lebt, aus der sein Vater vor gut 60 Jahren fliehen musste: in Berlin.

Dort hat er mit der Schauspielerin Claudia Michelsen im Jahr 2000 seine große Liebe gefunden und eine Familie gegründet. Taubman nennt sie seinen Engel.

Berlin ist in dieser Biografie also Himmel und Hölle zugleich. "Es hat ein paar Jahre gedauert für mich, um Deutschland zu umarmen", sagt er. Dass er sich als Schauspieler hier viel schwerer tat als in England oder der Schweiz, habe auch mit seiner eigenen Haltung zu tun. "Ich musste eine gewisse Barriere gegenüber der Mentalität überwinden."

Sein Vater Martin Taubman war Geiger bei den Berliner Philharmonikern. Er floh nach Hitlers Machtantritt nach England, wurde später Soldat. "Aus dem Musiker wurde ein militärisches Instrument." Nach dem Krieg sei sein Vater als Manager für jüdische Kollegen wie Yehudi Menuhin und Leonard Bernstein, aber auch für Herbert von Karajan tätig gewesen.

Anfang der sechziger Jahre lernte er seine 30 Jahre jüngere Frau in Wien kennen. Martin Taubman ist jetzt tot, seine Frau kann Anatoles "Umarmung" mit Deutschland nicht verstehen. "Ich habe aufgehört, sie zu bekehren und mich für den Frieden meiner Mutter zuständig zu fühlen", sagt der Sohn, der nun sein eigenes Leben führt.