Broschüre und Kampagne Jugendliche immun gegen extremistische Propaganda machen

NRW-Innenministerium informiert über die Szene der extremistischen Salafisten und deren Symbole.

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Düsseldorf. „Wir wollen junge Menschen immun machen gegen die Verführungen der religiösen Fanatiker.“ Das sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bei der Vorstellung der Aufklärungsbroschüre seines Ministeriums. Dabei zeigte Jäger auch die erschreckend brutalen Propaganda-Videos, die technisch aufwändig, meist in Syrien oder dem Irak, gedreht und für die Rekrutierung junger Menschen hierzulande eingesetzt werden.

Die Salafisten-Szene, die in den vergangenen Jahren viel Zulauf bekommen hat, verfügt gerade in NRW über einige Hochburgen, zum Beispiel im Rheinland, in Düsseldorf, Bonn oder Aachen. 2100 von bundesweit etwa 7500 radikalen Salafisten leben in NRW. Aktuell schließen sich ihnen verstärkt Frauen an.

„Die Radikalisierung beginnt im Kinder- und Jugendzimmer“, so Jäger. Oft bewegten sich so angesprochene unsichere oder orientierungslose Jugendliche und junge Erwachsenene auf Internetseiten, die nicht gleich als Propaganda für die Terror-Organisation zu erkennen sind, schon gar nicht für die Eltern, falls sie ihrem Nachwuchs „einmal über die Schulter schauen“.

Im Gegenteil. Viele Rekrutierungs-Videos setzen auf Emotionen, dem Betrachter wird vorgegaukelt „nach Hause“ zu kommen, wenn er sich dem Islamischen Staat anschließe. Es wird eine fatale Orientierung geboten, die Welt in gut und böse unterteilt. In diesem Fall sind natürlich die radikalen Islamisten die „Guten“.

„In einem Rechtsstaat wie Deutschland ist es strafrechtlich nicht relevant, wenn sich ein Mensch radikalisiert“, sagte Burghard Freier, Abteilungsleiter des NRW-Verfassungsschutzes. Erst wenn dieser Straftaten begehe, können die Behörden einschreiten. In NRW gibt es nach seinen Worten etwa 40 salafistische Netzwerke. Etwa 20 von 850 Moscheen stehen im Fokus.

Jäger: „Es handelt sich aber vor allem um eine Gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Die Behörden sind für jeden Hinweis dankbar, egal ob von Freunden, Familienangehörigen oder Lehrern. Auch Moschee-Vereine sind gefragt, die laut Jäger nur in Ausnahmefällen salafistisch unterwandert sind und meist eine seriöse religiöse Begleitung bieten.

Auch das Programm „Wegweiser“ für aussteigewillige Salafisten wird ausgeweitet. Bislang gibt es in Wuppertal, Düsseldorf, Bonn und Bochum Anlaufstellen. Sieben weiter Städte — von Aachen bis Bielefeld — sollen dazukommen.