Kalifornien, ein Flammenmeer

Katastrophe: In dem US-Bundesstaat wütet der schlimmste Brand seit mehr als 60 Jahren.

San Francisco. Es ist ein Szenario, das die Kalifornier fürchten und allzu gut kennen: Eine Feuerwalze frisst sich seit Tagen durch trockene Wälder und Hügel an den Rand von Siedlungen vor. Sie treibt tausende Menschen in die Flucht. Einige harren aus und riskieren ihr Leben, um ihr Hab und Gut mit Wasserschläuchen zu retten. Das Drama spielt sich in nur 25 Kilometer Entfernung von Los Angeles ab. Schwarzer Rauch und Ascheregen zieht über die Millionenmetropole hinweg. "Es ist ein böses Feuer. Es bewegt sich überall hin, wo es nur will", klagt Mike Dietrich von der US-Waldbehörde.

Experten sprechen vom schlimmsten Feuer in der Region seit mehr als 60 Jahren. Zwei Feuerwehrleute kamen ums Leben, als ihr Fahrzeug einen steilen Abhang hinabstürzte. Dutzende Menschen verloren ihren Besitz. Nach einer ersten Bilanz legte das Feuer mehr als 50 Häuser und Berghütten in Schutt und Asche, doch diese Zahl könnte noch deutlich ansteigen. Auf einer Breite von 40 Kilometern hat die Feuerwalze bereits ein Fläche von knapp 500 Quadratkilometern verkohlt. Eine Hitzewelle mit extrem trockener Luft und die ausgedorrten Hügel im Los Angeles National Forest sind der Zündstoff für die Katastrophe.

Gestern gab es allerdings einen kleinen Lichtblick für die erschöpften Feuerwehrleute. "Ich sehe Fortschritte", lobte Feuerwehrchef Mike Bryant den Einsatz seiner Helfer. Das Feuer habe sein gefährliches Tempo verlangsamt, frischere Luft vom Meer sei auf dem Weg.

Aufregung gab es um fünf Menschen in dem gefährdeten Gebiet, die ihre Wohnungen nicht verlassen wollten. "Sie wurden dreimal aufgefordert", sagte Polizeichef David Fender. "Aber sie sind geblieben. Das ist ihre Entscheidung." Jetzt müssen die Eingeschlossenen selbst sehen, wie sie sich retten. "Wir können da nicht hineingehen", sagte Steve Whitmore, Sprecher des zuständigen Sheriffs.

Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger verhängte in vier Brandgebieten in Südkalifornien den Notstand. Er rief die Anwohner auf, den Evakuierungsbefehlen der Feuerwehr Folge zu leisten. Doch an vielen Stellen wurden seine Warnungen überhört, auch im Tierpark Shamabala Preserve, wo die Schauspielerin und Tierschützerin Tippi Hedren mit ihren Helfern und Dutzenden exotischen Großkatzen ausharrte. "Wir haben alle Geräte hier, um diese Anlage gegen Flammen zu verteidigen", sagte Mitarbeiter Chris Galluci. Die Löwen, Tiger und Leoparden zu verlegen, sei zu gefährlich.

Im Kampf gegen die Flammen versuchen die Helfer auch, ein Gebiet zu retten, in dem Sendetürme für rund 50 Fernseh- und Radiostationen stehen. Auch das vor 105 Jahren gegründete Mount Wilson-Observatorium sei in Gefahr, sagte Dietrich. "Meine erste Priorität aber ist die Sicherheit unserer Feuerwehrleute", sagte er. "Es gibt nichts, was es wert wäre, ein Menschenleben zu riskieren." Auch in Nordkalifornien vernichtete ein rasch um sich greifendes Buschfeuer Dutzende Gebäude.

Trotz des Flammenmeers: Bisher ist Kalifornien in diesem Jahr mit Waldbränden eher glimpflich davongekommen. Unvergessen sind die schweren Brände vom Herbst 2007: Damals hatte das Flammenmeer zwischen San Diego und Malibu zeitweise eine Million Menschen in die Flucht getrieben. Mehr als 1500 Häuser wurden zerstört, zwölf Menschen kamen ums Leben.