Kalifornien: Massenflucht vor dem Feuer

Inferno: In Kalifornien wüten die Flammen. Zehntausende campen im Football-Stadion von San Diego. BILDER von den BRÄNDEN

Los Angeles. Hunderttausende auf der Flucht vor der Feuerhölle, erschöpfte Menschen auf Notbetten in einem riesigen Stadion: Der Bezirk San Diego erlebt die größte Evakuierungsaktion seiner Geschichte. Zehntausende Menschen, die dem Flammeninferno entkommen sind, sitzen mit ihren wenigen Habseligkeiten im Football-Stadion.

Die Leute machten wenigstens einen "recht glücklichen" Eindruck, sagte Arnold Schwarzenegger in der Nacht zu gestern nach einem Besuch der Obdachlosen. Matratzen und Decken seien auf dem Weg. Washington habe ihm alles versprochen, "was er an Hilfe braucht". Tatsächlich ging es fast schon ausgelassen zu, mit Musikunterhaltung und Tischen mit Bergen von Essensspenden, die Hotels in der Nachbarschaft lieferten. Doch auf die Frage eines Reporters, wie es nun weitergehe, konnte auch Schwarzenegger nur ratlos mit den Schultern zucken: "Alles hängt praktisch vom Wetter ab".

"Es kann nur noch schlimmer werden", so Sheriff Bill Kolender in San Diego. "Es ist womöglich das schlimmste Feuer, das dieser Bezirk je erlebt hat". Nach letzten Berichten waren fast eine halbe Million Menschen auf der Flucht vor der Flammenwalze, die vom Landesinneren weiter nach Westen rollte und die Städte an der Küste einkreiste. "Das ist alles, was von meinem Haus übrig ist", sagte Fernsehreporter Larry Himmel dem Sender CNN. Dabei zeigte er auf die verkohlten Reste seines Hauses bei San Diego.

Insgesamt tobten von der mexikanischen Grenze bis Santa Barbara nördlich von Los Angeles 14 riesige Brände, die von den gefürchteten Santa-Ana-Föhnwinden mit Sturmstärke weiter angefacht wurden. Der "perfekte Sturm für ein Feuer", kommentierte Schwarzenegger. "Es ist sehr trocken, wir haben 30 Grad Hitze und sehr starke Winde". Glühende Ascheklumpen - "so groß wie Milchtüten" - würden durch die Luft fliegen, staunte ein CNN-Reporter. So etwas habe er noch nie zuvor gesehen. Windböen mit einer Stärke von über hundert Stundenkilometern trieben glimmende Reste stellenweise bis zu drei Kilometer weiter.

Sturm Die Santa-Ana-Winde, auch "Teufelshauch" oder "roter Wind" genannt, sind heiße und trockene Winde, die in Süd-Kalifornien auftreten. Sie sind nach dem Santa-Ana-Canyon vor Los Angeles benannt, durch den sie mit bis zu 100 Stundenkilometern in Richtung Küste wehen.

Gefahr Die Winde trocknen die Vegetation aus und erhöhen die Gefahr von Waldbränden. Ähnlich wie Föhn in den Alpen sind die Santa-Ana-Winde sehr böig und daher extrem tückisch.

Entstehung Die Teufelswinde entstehen im Herbst und frühen Winter, wenn sich ein Hochdruckgebiet über dem Hochplateau von Nevada und Utah zwischen der Sierra Nevada und den Rocky Mountains bildet. Die normalerweise kalte und trockene Luft der Wüste drängt dann in südwestlicher Richtung abwärts, hinein in die engen Schluchten und Pässe vor der kalifornischen Küste. Dort erwärmt sie sich durch Reibung und gewinnt massiv an Geschwindigkeit. Die relative Luftfeuchtigkeit kann auf ein Minimum von weniger als zehn Prozent sinken.