Schmidt & Pocher: Der Lümmel in der ersten Bank

Showstart: Oliver Pocher witzelt von Donnerstag an in der ARD gleichberechtigt neben Harald Schmidt.

Köln. Oliver Pochers Einstieg ins Fernsehen war ziemlich zäh. Doch jetzt ist der 29-Jährige schlagartig im TV-Olymp angekommen: Er sitzt ab Morgen neben Harald Schmidt in dessen ARD-Show. Kann das gutgehen: Der Bildungsbürger, der Shakespeare-Stücke mit Playmobil-Figuren nachgestellt hat, als Kompagnon des Berufsrüpels, der die US-Sängerin Mariah Carey mit einer Presswurst verglich?

Elke Heidenreich jedenfalls sieht den Vorstoß ihres langjährigen Nachbarn und Duz-Freundes Schmidt als eine Art Torschlusspanik: Wie so mancher ältere Herr habe er sich "plötzlich noch mal was 20 Jahre Jüngeres, was ganz Doofes, was ganz Blondes" zugelegt. Und sie hofft inständig, dass diese Phase rasch vorübergeht. Schmidt hat bisher andere Pläne kundgetan. Er wolle Pocher in der Sendung noch ein, maximal zwei Jahre lang etwas beibringen, danach möchte er gern nur noch als Urlaubsvertretung auftauchen.

Der Comedystar mit dem Milchbubi-Gesicht ist mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften aufgefallen. Pocher ist zäh, das hat er früh gelernt. Seine Eltern sind Zeugen Jehovas, deshalb zog er als Jugendlicher durch Hannover und pries die Zeitschrift "Wachturm" an: "Man lernt, den Leuten auf den Sack zu gehen und es immer wieder zu versuchen." So hielt er es auch mit Viva: Vier Bewerbungen lehnte der Musiksender ab. Der gelernte Versicherungskaufmann jobbte dann als Publikums-Einpeitscher bei der RTL-Talkshow "Birte Karalus", bis er über ein Gewinnspiel des Talker Hans Meiser doch noch eine Probe-Moderation bei Viva bekam.

Pocher ist so schnell nichts peinlich - das ist im TV-Geschäft nützlich. Er schnüffelte für seine ProSieben-Show "Rent a Pocher" an Hundehintern. Er betrank sich mit dem Sender-Faktotum Elton und stand krawallig WM-Begleitsendungen und diverse Sportspektakel von Stefan Raab durch.

Pocher kann auch diskret sein. Sein Privatleben - seit zwei Jahren ist er mit Monika Ivancan, der einstigen RTL-"Bachelorette" liiert - hält er konsequent aus den bunten Blättern heraus. Die Skandälchen erledigt er im Beruf, privat sind keine bekannt.

Und manchmal ist Pocher sogar brillant. Seine Laudatio beim Deutschen Fernsehpreis war so ein Lichtblick. "Informationssendungen", begann Pocher gedehnt, "einige sind heute nicht nominiert. Schade für Sat.1." In gerade mal neun Worten fertigte er den Privatsender ab, der seine Nachrichten gestrichen hatte.

Sendung Harald Schmidt bestreitet mit Oliver Pocher nur noch einen Sendetermin pro Woche: donnerstags um 22.45 Uhr. Sein langjähriger Stichwortgeber Manuel Andrack sitzt nicht mehr im Studio, bleibt aber Redaktionsleiter. Der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen bekommt eine medizinische Rubrik.

Musik Helmut Zerlett kehrt nach vier Jahren Pause in die Show zurück - offiziell als Bandleader, inoffiziell sicher auch als Witz-Zielscheibe.

Premierengast RTL-Moderator Günther Jauch - ein Selbstläufer.