Kaninchen und andere Dackel
Die Teckelclubs ärgern sich über Klischees aus dem Fernsehen, profitieren aber auch davon.
Köln/Wuppertal. Sie tragen alle Jäger-Uniformen, ihre Dackel heißen vornehmlich "Bodo", und der Altersdurchschnitt der Mitglieder liegt bei 60 - die Vorurteile gegenüber Dackelclubs sind altbekannt. Richtig ist: Auch die Mitglieder im "Deutschen Teckelklub 1888 e.V. - Gruppe Köln I" sind nicht die Jüngsten, aber einen "Bodo", wie TV-Comedy-Figur "Hausmeister Krause" ihn sein Eigen nennt, ist nicht dabei.
In Köln bevorzugt man gepflegtere Namen wie "Gandalf de Germemont", "Jockel vom Horngraben" oder "Condoleezza von der Porta Westfalica". Zusammen mit einem Dutzend weiterer Artgenossen tummeln sie sich einmal im Monat unter den Tischen einer Kneipe. Überall wuseln die Dackel in den Größenvarianten Zwerg, Kaninchen und Standard über die Eckbänke hinweg.
Von Spießigkeit will man im Verein nichts wissen: "Schützen- Uniformen tragen wir hier nicht", betont der Vize-Vorsitzende der Gruppe Köln I, Ulrich Dietzel. Schließlich hätten gerade einmal 13 Mitglieder einen Jagdschein, alle anderen seien "Nicht-Jäger". Dietzel, der gleich fünf Dackel besitzt, vermutet, dass viele Menschen ihr Bild über Dackelclubs aus der Fernseh-Serie "Hausmeister Krause" beziehen.
"Wenn wir mit unserer Dackel-Dame ,Babyle’ auf Ausstellungen gehen, zeigen die Kinder auf sie und fragen: ,Ist das ein Bodo?’. Denn Bodo kennen sie von Hausmeister Krause", erzählt Dietzels Frau Jutta.
Mit der Realität hat das wenig zu tun. Im Club geht es einfach um nettes Beisammensein und um Informationsaustausch. Bei jedem Treffen zünden die Mitglieder eine große weiße Kerze an, verziert mit Dackelmotiven und einer goldenen 95 - dem Alter der "Gruppe Köln I".
Die Kerze ist ein Geschenk eines älteren Mitglieds, das im Besitz einer Kerzenfabrik ist, erläutert Jutta Dietzel. Zum Gemeinschaftsgedanken gehört auch die traditionelle Gedenkminute für verstorbene Hunde zu Beginn des Jahres.
Die Vohwinkler Gruppe im Deutschen Teckelclub hat im vergangenen Jahr ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert. Die Vierbeiner der Wuppertaler Hundefreunde tragen zwar auch adlige Namen wie "Schwalbe von Dornenfeld", "Cleo" vom Vohwinkeler Feld" oder Vivaldi, im täglichen Leben hören die drei Schätzchen aber auf die Namen "Babsi", "Cleo" und "Max".
"Das sind liebenswerte, kleine Kameraden", sagt der stellvertretende Vorsitzende Herbert Preuschl, "und unglaublich charakterfest." Er habe er sich einen Dackel angeschafft, "weil der sich nicht alles sagen lässt." Vorsitzende Isabella Wontroba, Frauchen von "Babsi" und "Cleo", ist von ihren Süßen mit den braunen Knopfaugen begeistert. Das seien nicht nur die "kleinsten Jagdhunde der Welt", sondern der ideale Haus- und Familienhund, und auch ein super Begleiter".
Die Vohwinkler Teckelfreunde verstehen sich nicht als Vereinsmeier. Auf dem Hundeplatz trainieren sie mit ihren Tieren. Im Detail sind das Gehorsamsübungen und Hindernisläufe. "Denn nur ein trainierter Hund fühlt sich wohl und ist körperlich stabil." Darüber hinaus unternehmen die rund 80 Mitglieder gerne etwas miteinander. Regelmäßig gibt es die traditionelle Grünkohlwanderung und Aktivitäten mit "Juniorhandling" für den Nachwuchs.
Zur Hundeschule der Kölner Teckelfreunde sind nicht nur Dackel willkommen, sondern auch "Nicht-Dackel". Das sei gut, damit die lieben Tiere auch mal andere Hunde kennenlernten, erläutert Jutta Dietzel. "Früher haben Dackel ja regelrecht Panik gekriegt, wenn sie auf der anderen Seite einen großen Hund gesehen haben. Das kannten sie ja nicht."
Jeder ist natürlich besonders stolz auf seinen eigenen Liebling. Während der eine mit dem schönsten, weil weichsten Fell brillieren kann, räumt der andere bei Wettbewerben Preise ab. "Finchen" ist besonders erfolgreich. Schließlich trainiert Rentner Joseph Mücke sie jede Woche. Anschließend ruht sich Finchen auf einem Plüschkissen aus.
Wichtig sei der Club wegen der Gemeinschaft - die "Liebe zum Dackel", die verbindet, erzählt Anneliese Jörg, die mit Rauhaardackel "Racker" zum Treffen gekommen ist. Besonders in Urlaubszeiten oder bei Krankheitsfällen unterstützten sich die Mitglieder auch gegenseitig. Eine ältere Dackelbesitzerin trägt sogar eine Verfügung in ihrem Geldbeutel, dass ihr Hund im Todesfall zu Anneliese Jörg kommen soll.