Belgien Karnevalszug in Aalst zeigt antisemitische Klischees

Brüssel/Aalst · Judenfeindliche Darstellungen beim Karneval im belgischen Aalst sorgen in Deutschland für Empörung und stoßen auf Kritik der EU-Kommission.

Mitglieder der Gruppe «De Kalisjekloesjers» haben sich bei einem Karnevalsumzug als orthodoxe Juden verkleidet.

Foto: dpa/James Arthur Gekiere

Solche Bilder sollten 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz nicht gezeigt werden, erklärten Kommissionssprecher am Montag in Brüssel. Es sei aber Aufgabe der belgischen Behörden, gegebenenfalls dagegen vorzugehen. „Rechtlich können wir nicht aktiv werden“, sagte Behördensprecherin Dana Spinant. „Politisch ist unsere Position sehr klar“, fügte sie hinzu. Solche Dinge sollten nicht geschehen.

Karnevalisten in Aalst hatten sich als orthodoxe Juden verkleidet und zeigten bei dem traditionellen Straßenkarneval am Sonntag unter anderem Karikaturen orthodoxer Juden, zwischen denen Goldbarren liegen. Eine Karnevalsgruppe soll Juden als Insekten dargestellt haben. Schon im vergangenen Jahr gab es Kritik an der Parade, nachdem auf Umzugswagen judenfeindliche Klischees abgebildet waren, wie etwa auf Geldsäcken sitzende Männer mit Schläfenlocken und Hakennasen.

Vor dem diesjährigen Umzug hatte Israels Außenminister Israel Katz Belgien aufgefordert, die Festlichkeiten zu verbieten. „Belgien als westliche Demokratie sollte sich dafür schämen, eine solch giftige antisemitische Darstellung zu erlauben“, hatte Katz am Donnerstag auf Twitter geschrieben. Auch Europaabgeordnete hatten im Vorfeld an Aalst appelliert, diesmal jede Art von Hassbotschaft zu unterbinden.

Aalsts Bürgermeister Christoph D'haese hat die Anwohner vor dem Umzug aufgerufen, „nicht um des Verletzens willen zu verletzen“. Gegenüber der belgischen Zeitung „Het Laatste Nieuws“ sagte er, Karneval sei „ein spezieller Kontext“ und „Humor eine wichtige Äußerung in einer freien Gesellschaft“.

Wegen wiederkehrender rassistischer und judenfeindlicher Darstellungen hat der Aalster Karneval 2019 seinen Status als Weltkulturerbe eingebüßt. Am Sonntag waren auch Karnevalisten zu sehen, die als „UNESCO“ verkleidet den Umzug begleiteten.

(dpa)