Klare Kante im Karneval Rassismus als Pistole

Köln/Düsseldorf · Das Kanzlerrennen in der CDU, das Coronavirus und natürlich Präsident Trump: Themen für die Rosenmontagszüge gibt es reichlich. Doch vor allem der Rechtsextremismus und der mutmaßlich rassistisch motivierte Anschlag von Hanau haben die Wagenbauer umgetrieben.

Foto: Joachim Henning

In Köln weint der Dom, Düsseldorf zeigt den Rassismus als tödliche Waffe: Die Karnevalshochburgen beziehen in den Rosenmontagszügen deutlich Position gegen Rechtsextremismus. Bis zur letzten Minute hatten die Wagenbauer an den politischen Mottowagen gearbeitet. Das Wetter macht dem Treiben keinen Strich durch die Rechnung: Nachdem am Sonntag zahlreiche Umzüge wegen drohender Orkanböen abgesagt wurden, rechnete der Deutsche Wetterdienst zum Höhepunkt des Straßenkarnevals am Montag nur mit schwachen Windböen. Allerdings: Ihren Regenschirm sollten die Jecken dabeihaben. Der Kölner Rosenmontagszug startet um 10.00 Uhr, in Düsseldorf geht es um 12.14 Uhr los.

„Uns Hätz schleiht för Hanau“ - unser Herz schlägt für Hanau, steht auf dem Kölner Mottowagen. Die Wagenbauer haben ihren Dom auf einem Motivwagen mit hängenden Turmspitzen und Tränen im Auge dargestellt. „Karneval ist bunt, nicht braun!“, sagte Zugleiter Holger Kirsch der Deutschen Presse-Agentur. „Mit dem zusätzlichen Wagen gleich zu Beginn des Rosenmontagszuges wollen wir an die Opfer der schrecklichen Tat von Hanau erinnern und zugleich ein Zeichen für Toleranz und Weltoffenheit setzen.“

Die Düsseldorfer Wagenbauer stellen den Rassismus als Pistole dar, die aus dem Mund eines Mannes mit hochrotem Kopf ragt. Auf seiner Wange steht: „Aus Worten werden Taten!“ An der Seite stellen die Jecken um Wagenbauer Jacques Tilly den Kontext zu rechtsextremen Taten her: „NSU, W. Lübcke, Halle, Hanau“. „Unsere politischen Werte werden in ihrem Kern angegriffen, das kann der Düsseldorfer Karneval nicht verschweigen“, hatte der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly im Vorfeld angekündigt.

In weiteren Mottowagen stellten die Düsseldorfer den Machtkampf in der CDU als Sackhüpfen zwischen Jens Spahn, Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen dar. Bei der SPD schwenken die SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans ganz in Schwarz-Weiß ihre Fähnchen - Motto: „Wir bringen wieder Farbe in die SPD.“ Im braunen Sumpf in Thüringen heben FDP und CDU den rechten Arm von Björn Höcke zum Hitlergruß. Dem grimmigen Coronavirus zeigt ein fröhlicher „Carnevals-Virus“ eine lange Nase.

Die Kölner Motivwagen zeigen die Abgeordneten im britischen Unterhaus als Skelette in einer Brexit-Debatte oder US-Präsident Donald Trump als Filmfigur Joker.

Mit den Rosenmontagszügen erreicht der Straßenkarneval seinen Höhepunkt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnete nach dem Sturm-Wochenende landesweit zwar mit vielen Wolken und Regen. Die Windböen seien mit etwa 50 Kilometern pro Stunde aber „kein Vergleich“ zu Sturmtief „Yulia“ am Sonntag, sagte ein DWD-Experte. Auch frieren müssen die Jecken bei Temperaturen zwischen 10 und 13 Grad nicht. Am Sonntag hatten Sturmböen zur Absage vieler Karnevalsumzüge geführt, unter anderem der Schull- un Veedelszöch in Köln. In Düsseldorf wurde das beliebte Kö-Treiben abgesagt.

(dpa)