Düsseldorf. Katharina Wagner (29) hasst Versteckspiele oder diplomatische Finten. Sie hat jetzt klipp und klar zu Protokoll gegeben, dass sie als Urenkelin Wagners bereit ist, die Herrschaft am Grünen Hügel in Bayreuth zu übernehmen - so denn der alte Herr Wolfgang Wagner (86), ihr Vater, nach vierzig Jahren Alleinherrschaft abtreten sollte. Doch Katharina ist nicht so tölpelhaft wie Nike Wagner, die Wolfgangs Rückzug ins Private schon seit langem forderte. Sie würde die Autorität des Vaters niemals angreifen - und er seinerseits belohnt sie damit, dass sie im Festspielhaus nun ihr Debüt als Regisseurin ausgerechnet der vertrackten, weil "deutschesten" aller Wagner-Opern, den "Meistersingern", geben darf. Katharina Wagner hat ihrem Vater bereits assistiert, und ihre Würzburger Inszenierung von "Der fliegende Holländer" musste man als brillante Lösung interpretieren. Sie hat offenbar nicht nur Theaterwissenschaften (in Berlin) studiert, sie kennt auch von Kindsbeinen das moderne Leben mit seinen hohen Anforderungen an die Hinter-den-Kulissen-Regie dieses komplexen Betriebes. Mit ihr als Festivalchefin würde Bayreuth ins 21.Jahrhundert eintreten.