Kenianer suchen verzweifelt nach Wasser
In dem Land droht eine weitere Hungerkatastrophe.
Garissa. In Nairobi und Umgebung ist von der schlimmsten Hungerkatastrophe seit sechs Jahrzehnten kaum etwas zu spüren. Wer die kenianische Hauptstadt mit dem Bus in Richtung Osten verlässt, rollt über eine gut befestigte Autobahn.
Am Straßenrand erstreckt sich kilometerweit fruchtbares Land, auf dem Bauern Ananas, Kaffee und Mais anbauen. Kaum vorstellbar, dass wenige Autostunden weiter östlich Tausenden Menschen das Nötigste zum Überleben fehlt.
Irgendwann ändert sich das Bild jedoch. Je weiter es in Richtung Garissa geht, desto mehr wird deutlich, warum neben Bussen und Autos Dutzende Hilfstransporte über die Straße rollen. Die Landschaft verwandelt sich in eine braune Ödnis, am Wegesrand stehen ausgemergelte Kühe, Menschen suchen verzweifelt nach Wasser.
„Wenn ich meine Kamele verkaufe, werde ich ein reicher Mann sein“, erzählt Khaled Asif, der mit seinen neun Tieren seit drei Tagen in Richtung der nächsten Markt-Gemeinde zieht. Sich von den noch gesunden Kamelen zu trennen, ist seine einzige Chance. Es gibt weit und breit kein Futter für die Tiere.
Rund 100 Kilometer entfernt von Garissa liegt in Dadaab das größte Flüchtlingscamp der Welt. Dort suchen vor allem Somalier Zuflucht, die nicht nur unter der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten, sondern auch unter dem jahrelangen Bürgerkrieg leiden. Rund 400.000 Flüchtlinge sollen mittlerweile in dem Camp leben.
Manche Kenianer haben aber mittlerweile Angst, zu Flüchtlingen im eigenen Land zu werden. Abdi Abdullai hat durch die Dürre 300 Ziegen verloren. Lediglich 20 bleiben ihm noch, um seine Familie mit zwölf Kindern durchzubringen. Der Versuch, in eine fruchtbarere Provinz umzusiedeln, scheiterte am Widerstand der dortigen Bewohner.
„Es gibt keine Nahrung, kein Wasser. Von Tag zu Tag sterben mehr Ziegen“, berichtet er. Wenn es so weitergehe, müsse er darüber nachdenken, nach Dadaab zu ziehen — als Flüchtling im eigenen Land. Dorthin rollen täglich die Nahrungsmitteltransporte der Hilfsorganisationen.