Kinderporno-Ring fühlte sich im Internet sicher
Prozess: Mutmaßliche Drahtzieher der Szene stehen jetzt vor Gericht – einer von ihnen will auspacken.
Darmstadt. 100 000 Porno-Dateien, mehr als 160 Seiten Anklage - in einem der bundesweit größten Prozesse um Kinderpornografie stehen neun Männer in Darmstadt vor Gericht. Sie sollen zwischen 2006 und 2009 geheime Treffpunkte im Internet organisiert haben, sagte Oberstaatsanwalt Rainer Franosch zu Beginn des Mammutprozesses am Mittwoch vor dem Landgericht.
In diesen "boards" und "chats" genannten Netzwerken sollen massenweise Bilder und Videos getauscht worden sein, die auch Vergewaltigungen und Folterszenen zeigen. "Das waren keine harmlosen Nacktbildchen", sagte Franosch. Die Opfer: Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Ein Teil der Daten stamme aus Deutschland.
Rund 500 Nutzer sollen beteiligt gewesen sein, etwa 140 von ihnen wurden ermittelt. Gegen sie liefen gesonderte Verfahren, hieß es. Die Angeklagten im Alter zwischen 30 und 58 Jahren kommen aus mehreren Bundesländern. Sechs von ihnen sitzen in Untersuchungshaft.
Ein Hauptangeklagter muss sich zudem wegen des mehr als 20-fachen mitunter schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten. Eine junge Frau, eines seiner früheren Opfer, saß mit im Gerichtssaal und tritt gegen ihren Peiniger als Nebenklägerin auf. Der Mann will nach Angaben seines Verteidigers ein Geständnis ablegen.
Die Bande war nach einem anonymen Hinweis bei einer Razzia vor einem Jahr aufgeflogen. Die Ermittler waren seinerzeit auf mehr als 100 000 Dateien gestoßen. Die Urteile werden bis Mitte Dezember erwartet.