Kinderporno-Ring zerschlagen
Die Spuren führen weltweit zu 2360 Verdächtigen, allein in Deutschland sind es 466.
Wien. Die österreichische Polizei hat einen der größten internationalen Kinderporno-Ringe auffliegen lassen. Mit Hilfe eines Wiener Internet-Anbieters wurden weltweit 2360 mutmaßliche Pädophile ermittelt, davon allein 466 in Deutschland, teilte der österreichische Innenminister Günther Platter gestern in Wien mit.
Chefermittler Harald Gremel sagte, die Ermittlungen seien im vergangenen Juli nach dem Hinweis des Providers angelaufen. Auf dessen Server waren ohne sein Wissen acht Videodateien hochgeladen worden. Diese waren mit einer russischen Web-Seite verlinkt, über die man die Filme gegen eine Gebühr von 89 Dollar (umgerechnet 69 Euro) herunterladen konnte. Innerhalb von 24 Stunden habe es mehr als 8000 Zugriffe auf diese Seite gegeben, sagte Gremel.
Die Videos, die "schwersten sexuellen Missbrauch von Kindern" zeigen, wurden vermutlich in Osteuropa hergestellt. Das jüngste der gefilmten Opfer war ein etwa fünf Jahre altes Mädchen. Von Großbritannien aus wurden die Filme auf den Server in Wien geladen.
Anhand der Internetdaten hat die österreichische Polizei 2360 Nutzer in 77 Ländern identifiziert, erklärte Gremel. Die Adressen seien an die betreffenden Ländern weitergeleitet worden, die Nutzer kämen aus allen Schichten. Die meisten Verdächtigen - rund 600 Personen - stammen aus den USA. In Deutschland wird gegen 466 Verdächtige ermittelt, 43 davon leben in NRW. Ermittlungen laufen auch in Frankreich, Island, Venezuela und Algerien.
In Österreich haben 14 der 23 Verdächtigen ein Geständnis abgelegt. Die Polizei beschlagnahmte bei ihnen 31 Computer, sieben Laptops, 23 externe Festplatten sowie 1132 CDs und DVDs, 1400 Disketten und 214 Videokassetten. Festnahmen hat es laut Gremel noch keine gegeben, Haftbefehle seien aber in Vorbereitung. Bei den Verdächtigen handele es sich um Studenten, Schüler, Handwerker, Beamte und Rentner.
Erst vor einem Monat hatten Fahnder in Deutschland mit Hilfe der Auswertung von Kreditkarten-Transaktionen bundesweit 322 Pädophile ermittelt.