Kleine Fluchten aus Fukushima
Kinder aus der Katastrophenregion sind im Rheinland.
Neuss. Erdbeben, Tsunami, Reaktorunglück — für eine Woche konnten 20 Kinder aus dem japanischen Fukushima diese Katastrophen hinter sich lassen. Der Sportbund des Rhein-Kreises Neuss hatte die 12- bis 14-Jährigen nach Deutschland geholt und ein abwechslungsreiches Sport- und Besuchsprogramm auf die Beine gestellt. Als Höhepunkt der Stippvisite schwangen die Japaner sich am Montag in der Neusser Skihalle auf die Bretter.
„Sie sollen hier ein bisschen Ablenkung vom problematischen Alltag in Fukushima finden“, erläuterte der Geschäftsführer des Kreissportbundes, Siegfried Willecke. „Das ist für unsere Kinder ein tolles Erlebnis“, lobte ein Betreuer des Sportbundes Fukushima, Shinji Suzuki.
Der 13-jährige Tomoya stimmte zu. „Mir gefällt, dass wir hier so viel Sport treiben können“, sagte er. Für ihn war der Besuch auf der Indoor-Piste eine Premiere. „Ich bin aufgeregt“, gestand der Junge lächelnd, bevor er mit seinen Ski den Anfängerhügel hochstakste.
So unbeschwert können die Kinder derzeit in Fukushima keinen Sport treiben: „Wegen der Strahlung können Kinder nicht lange raus, und manche Hallen sind mit Flüchtlingen belegt“, sagte Suzuki. „Hier können sie ohne Sorgen spielen und Sport treiben, das ist eine gute Erholung.“ Finanziert wurde die Verschnaufpause von Sponsoren. Zum Programm gehörte auch ein Besuch des Kölner Doms, außerdem legten die Japaner das Sportabzeichen ab. „Bei manchen haperte es am Schwimmen, da haben wir noch einen Crash-Kurs angeboten“, erzählte Siegfried Willecke.
Während des Besuchs wohnten die Kinder in Gastfamilien. „Zuerst war ich skeptisch, aber es macht großen Spaß“, sagte Marie (13) aus Dormagen, deren Familie einen Jungen aufnahm.