Königlicher Spaß am Schweinegatter
Langenburg (dpa) - Der britische Thronfolger war ganz in seinem Element: Sichtlich Spaß hatte Prinz Charles (64) am Montag bei einer außergewöhnlichen Stippvisite in Baden-Württemberg.
Auf einer Weide in der Nähe von Schloss Langenburg informierte sich der passionierte Ökobauer bei Biolandwirten aus der Region, philosophierte mit ihnen über Trends und Tricks und lachte oft.
Charles trug Nadelstreifen-Anzug statt regenfestem Parka, feine Schuhe statt Gummistiefel. Als er auf die Weide kam, ließ sich sogar die Sonne blicken. Sanft streichelte er eines der acht Ferkel einer Schwäbisch-Hällischen-Muttersau über das typische schwarze Köpfchen. Rund drei Wochen alt waren die Tierchen, die unter lautem Quieken vorübergehend in ein Körbchen verfrachtet worden waren.
Philipp Fürst zu Hohenlohe-Langenburg und die heimischen Landwirte informierten den Prinzen nicht nur über die bekannten Schweine, sondern auch über die Hohenloher Rinderarten. Sie priesen Vielfalt, Gesundheit, Qualität. Von letzterer überzeugte sich Charles bei einer Kostprobe heimischer Wurstwaren. Leberwurst, Schwarzwurst, Schinken und mehr hatten die Ökobauern der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall für den königlichen Besuch aufgefahren.
Gleich danach ging es weiter zum Schloss Langenburg. Polizisten sicherten den Weg von der Weide in die Stadt. Das Schloss war bereits am Vortag von Hunden gründlich durchschnüffelt worden. Als der Prinz in der Limousine durch den Ort fuhr, begrüßten ihn zahlreiche Menschen mit Transparenten und britischen Fähnchen.
Die 49-Jährige Kerstin Gronbach in Bauernkluft mit Krönchen gehörte zu den rund 100 Schaulustigen am Eingang des Schlosses. „Natürlich bin ich Prinzfan“, sagte sie. Vor allem aber schätze sie Prinz Charles' Einsatz für den Ökolandbau. „Viele Kinder haben heute gar keinen Bezug mehr zu Landwirtschaft“, beklagte sie.
Am Sitz seiner Verwandten wartete das Empfangskomitee auf Prinz Charles. Händeschütteln, Fotos. Auf dem Schloss nahm der britische Thronfolger an einer Konferenz über Ökolandbau und regionale Lebensmittel teil. Charles wollte eine Nacht bleiben, bevor er am Dienstag die Weiterreise nach Osteuropa auf dem Programm stand. Er ist Onkel zweiten Grades von Philipp Fürst zu Hohenlohe-Langenburg.
Auf der Konferenz sprach sich Charles für nachhaltige, regionale Lebensmittelproduktion aus und mahnte, die wahren Kosten industrialisierter Nahrungsmittel offenzulegen. „Es gibt viele Initiativen, die Motor für einen Wandel sein könnten“, lobte er das regionale Engagement in Baden-Württemberg. Die Vertreter der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, die Charles auf dem Weg ins Schloss besucht hatte, haben sich die Pflege alter Rassen wie des Schwäbisch-Hällischen Hausschweins auf die Fahnen geschrieben.
Der britische Thronfolger betreibt auf seinem Landsitz im Herzogtum Cornwall selbst ökologische Landwirtschaft. Seine Bio-Produkte werden unter dem Namen „Duchy Originals“ im Supermarkt angeboten. Zum Sortiment gehören etwa Kekse und Würstchen.
Neben dem Schwäbisch-Hällischen Landschwein erregten auch das Hohenloher Fleckvieh und die Limpurger Rinder die Aufmerksamkeit des adeligen Besuchs. Ihr Fleisch wird nach Art des berühmten „Boeuf de Hohenlohe“ verarbeitet. Während der Aufzucht werden die Jungrinder nur auf der Weide gehalten und mit Muttermilch gefüttert. Der Name stammt aus dem 18. Jahrhundert, als die für ihr besonders zartes Fleisch bekannten Rinder bis nach Paris getrieben wurden.
Charles' Gattin vergnügte sich derweil in Paris. Herzogin Camilla sei in Paris und nehme am Montag und Dienstag Termine im Auftrag der Benefizorganisation „Emmaus UK-Stiftung“ wahr, berichtete die Zeitschrift „Gala“ auf ihrem Onlineportal.