Polizei fürchtet Rocker-Rache
Großeinsatz nach Schlägereien in Neuss. Die Besatzungen von 32 Streifenwagen verhindern eine Eskalation.
Neuss. Bei einem Großeinsatz wegen befürchteter Racheakte von Rockern hat die Polizei in der Nacht zu Montag in Neuss mehrere Männer festgenommen. Vorausgegangen waren in der Nähe des Bahnhofs gleich zwei Schlägereien. Beteiligt waren Mitglieder von Rockergruppen. Polizisten in 32 Streifenwagen auch aus den umliegenden Städten rückten an, um eine Eskalation zu verhindern. Mehrere Männer aus Neuss, Krefeld und Köln wurden festgenommen — Montagnachmittag aber wieder auf freien Fuß gesetzt.
In jüngster Vergangenheit war es im Rheinland und Ruhrgebiet immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Rockern gekommen, es ist vom „Rockerkrieg“ die Rede. Neue Nahrung erhielten die blutigen Auseinandersetzungen durch den Auftritt einer Gruppierung aus den Niederlanden („Satudarah“), die sich als multikulturell betrachtet.
Zum Ablauf des Geschehens in Neuss: Ein 26-jähriger Neusser, der ein T-Shirt der „Hells Angels“ trägt, betritt mit seiner Freundin gegen 23 Uhr einen Döner-Imbiss, der von irakischen Kurden geführt wird. In dem Imbiss arbeitete einst auch Fallah S., der 2012 in Neuss seine Frau und seine zwei Kinder erschossen haben soll.
Kaum sitzt er, wird der 26-Jährige von drei Unbekannten in einen Streit verwickelt. Die Männer gehen aufeinander los. Das Trio bedroht den Rocker mit einem Messer und schlägt ihm ins Gesicht. Als die Polizei eintrifft, sind alle Beteiligten bereits verschwunden. Gegen Mitternacht kommt der 26-Jährige wieder zurück. In Begleitung von sechs Freunden bedroht er einen Mitarbeiter der Imbissbude. „Sie wollten von ihm wissen, wer die Männer waren, die den 26-Jährigen angegriffen haben“, sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. Doch der Mann weiß von nichts, es kommt erneut zur Schlägerei. Die Polizei kommt hinzu, sieben Männer werden in Gewahrsam genommen.
Am Tatort stellen die Polizisten weiter fest, dass sich am Bahnhof rund 30 kräftige Männer — ohne Kutten — aufhalten, die aus dem Umfeld einer Rockergruppierung stammen. Mit sofort angeforderten Kräften aus umliegenden Polizeibehörden werden sie durchsucht. Nicht zuletzt, um eine erneute Auseinandersetzung zu verhindern, sind 32 Streifenwagenbesatzungen bis 4.30 Uhr im Einsatz. Die Polizisten stellen Waffen, Drogen und ein Auto sicher. Sechs vorläufige Festnahmen folgen. Alle beteiligten Personen, sämtlich polizeibekannt, schweigen im Verhör.