Prozess um Säureattentäter
Prozess um Anschlag auf 21-jährige Hildenerin. Ex-Freund soll die Tat eingefädelt haben.
Düsseldorf/Hilden. Es waren Sekunden, die das Leben von Reyhan C. veränderten. Als es am 29. Dezember an der Wohnungstür in Hilden klingelte, ahnte die junge Frau nicht, dass dort Alan K., ein Kumpel ihres Ex-Freundes, mit einer Flasche Säure in der Hand stehen würde. „Ich habe ein Geschenk“, sagte der Friseur und schüttete die ätzende Flüssigkeit über die 21-Jährige, die ihr Leben lang von dem Anschlag gezeichnet bleiben wird.
Gleich zum Auftakt des spektakulären Prozesses vor dem Düsseldorfer Landgericht legte Alan K. am Montag ein Geständnis ab. Mit dem 19-Jährigen auf der Anklagebank sitzt Serhat K., der Ex-Freund des Opfers. Der Energieberater soll hinter dem Attentat stecken und hatte die Tat im Vorfeld auch grundsätzlich eingeräumt. Kurz vor Beginn des Prozesses zog der 23-Jährige sein Geständnis aber zurück.
Alan K. erklärte, dass sie die Schwefelsäure mit einer Konzentration von mehr als zehn Prozent in einer Leverkusener Apotheke gekauft hatten. Die beiden sagten, die Chemikalie für die Schule zu benötigen. Bevor der Friseur zu der Wohnung nach Hilden fuhr, habe er sich mit Serhat K. in einem Schwimmbad getroffen. Der Energieberater wollte offenbar ein wasserdichtes Alibi.
Geöffnet wurde die Tür zunächst von der Großmutter des Opfers. Als sie Alan K. nicht verstand, rief sie nach der jungen Frau. Reyhan C. erlitt Verätzungen an Gesicht, Hals, Rücken, Oberschenkel und im Bereich des Dekolletés. Zunächst war befürchtet worden, dass sie auch auf einem Auge blind bleiben wird. Das ist allerdings — so ihre Rechtsanwältin Esma Cakir-Ceylan — nicht der Fall.
Alan K. hatte sich einen Tag nach der Attacke selbst der Polizei gestellt. Er hatte ausgesagt, seinem Kumpel einen „Freundschaftsdienst“ erwiesen zu haben. Der 23-Jährige habe die Trennung nie verkraften können. Er soll Reyhan C. auch mehrfach an gegriffen haben und durfte sich der 21-Jährigen auch nicht mehr nähern. Serhat K. schwieg am Montag, machte sich Notizen, und lächelte immer wieder. Am 3. Juni wird er seinem Opfer gegenüber sitzen. Denn dann soll Reyhan C. in den Zeugenstand.