Konjunktur im Kinderzimmer
Sie kassieren mehr Taschengeld als früher und haben sogar was auf der hohen Kante. Das Handy gehört sowieso zum Kinderleben.
Berlin. Sie haben fast alle ein Handy, zusammen Milliarden auf den Konten und bei der Auswahl von Getränken, Klamotten oder Freizeitgestaltung eine ziemlich feste Meinung: Die Lebenswelten von Kindern und Erwachsenen in Deutschland gleichen sich zum Teil immer mehr an. Diese Erkenntnis lässt sich aus einer neuen Studie des Egmont Ehapa Verlags gewinnen, die das Konsumverhalten von Kindern untersucht. Ob bei Spielkonsole, oder Taschengeld — unter den Sechs- bis 13-Jährigen breitet sich eine neue Eigenständigkeit aus.
Fast 90 Prozent der 10- bis 13-Jährigen können sich nach Lust und Laune anziehen, 85 Prozent über ihr Taschengeld selbst bestimmen, und rund die Hälfte kann soviel für Süßigkeiten ausgeben, wie sie will oder Burger und Pommes vertilgen, bis der Bauch schmerzt — allerdings nur solange sie selber zahlen.
Wichtig sind dem markenbewussten Nachwuchs vor allem die „richtigen“ Sportschuhe (55 Prozent), der modisch aktuelle Rucksack (51 Prozent) und der süße Brotaufstrich (48 Prozent). Bei der Technik werden die Ansprüche zunehmend raffinierter. Zwar können sich viele Sechs- bis Neunjährige noch nicht die Schuhe schnüren, das Handy beherrschen sie aber. Fast ein Viertel in dieser Altersgruppe hat ein Gerät, bei den Zehn- bis 13-Jährigen sind es sogar 75 Prozent.
Die Hochkonjunktur ist im Kinderzimmer dank spendierfreudigen Eltern und Großeltern angekommen. Nach zwei Minusjahren bekommen die Jüngsten wieder mehr Taschengeld — durchschnittlich 25 Euro im Monat. Auch die Sparkonten sind gut gefüllt. Die Sechs- bis 13-Jährigen haben im Schnitt jeweils 738 Euro auf der hohen Kante, zusammengenommen sind das mehr als 2,5 Milliarden Euro.
Doch trotz Kontos, Hightechs und Marken-Hypes bleibt beim Nachwuchs der kindliche Kern unangetastet. Das wird vor allem bei der Wahl der Spiele deutlich. Karten- oder Brettspiel, Puzzle, Lego oder Playmobil stehen noch immer ganz oben auf dem Wunschzettel. Der moderne Zeitvertreib hat die klassischen Spiele nicht verdrängt, auch wenn etwa jedes zweite Kind eine tragbare Spiele-Konsole besitzt.
Auch das Internet wirkt sich nicht unbedingt negativ auf das Leseverhalten aus, wie immer wieder befürchtet wird. Sieben von zehn Kindern greifen regelmäßig zu Kindermagazinen, Benjamin Blümchen ist dabei weitaus beliebter als Spongebob. Es gebe eine Ergänzung, aber keine gegenseitige Verdrängung einzelner Medien.