Konzert: Jubel und Buhrufe für Heesters
Nach 44 Jahren singt der 104-Jährige noch einmal in seiner Geburtsstadt Amersfoort.
<strong>Amersfoort. Vorhang auf für Johannes Heesters - in den Niederlanden gab es das seit 44 Jahren nicht mehr. "Jopie", der Operettenstar, dem die Niederländer vorwerfen, er habe seinen Erfolg den Nationalsozialisten zu verdanken, war auf den Bühnen seiner Heimat über Jahrzehnte unerwünscht. Bis im November vergangenen Jahres Direktor Pieter Erkelens vom Theater "De Flint" Heesters die Gelegenheit für seine Rückkehr auf die Bühne seines niederländischen Geburtsortes Amersfoort bot. Am Samstag war es so weit. Der 104-jährige Operettenstar trat in einem ausverkauften Saal mit 800 Gästen auf.
Der Vorwurf: Heesters soll Kontakt zu Nazi-Größen gehabt haben
Ausführlich war über Heesters Auftritt in den Medien debattiert worden. Demonstranten vor dem Theater nannten Heesters einen "singenden Nazi". Celine van der Hoek, eine Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, wirft Heesters vor, dass er über notwendige Kontakte hinaus eng mit Nazi-Größen befreundet war. Zudem soll er 1941, so das Aktionskomitee "Heesters raus", das Konzentrationslager Dachau besucht haben und "regelmäßig Gast in der Ehrenloge Hitlers in München" gewesen sein. Die angedrohten Störversuche größeren Ausmaßes blieben am Konzertabend jedoch aus. Vor dem De-Flint-Theater protestierten etwa 100 Menschen gegen Heesters Auftritt. Bei einer Gegenveranstaltung wurden Werke von Künstlern gespielt, die in Konzentrationslagern ums Leben kamen. Aufgrund von Aufrufen im Internet, am Abend in Nazi-Uniformen zum Konzert zu erscheinen, hatte sich das Theater zu strikten Sicherheitsmaßnahmen entschieden: Posten am Eingang, die Kontrolle der Personalien und das Verbot "provokanten Verhaltens". Jedem, der in "schockierender" Kleidung erscheine, werde der Zutritt verweigert, hatte das Theater gewarnt.Doch der Vorhang hob sich ohne Störung: Steif an einen Konzertflügel gelehnt, steht der 104 Jahre alte Sänger im Scheinwerferlicht. Tosender Applaus, Blumen fliegen auf die Bühne. Lebhaft beteuert der Heimkehrer auf deutsch: "Ich kann Euch nicht sagen, wie glücklich ich bin." "Auch wir sind glücklich", ruft ein Mann auf niederländisch. Wieder Applaus.
Die Bilder-Show über Heesters’ Bühnenleben, die seine Frau, Simone Rethel vorbereitet hatte, ist erst der Anfang. Vor allem, als der greise Tenor mit großer Stimmkraft sein Paradestück "Dann geh’ ich ins Maxim", anstimmt, donnert es Beifall. Die Gäste singen mit. Dass Rethel ab und an den Text vorflüstern muss, stört niemanden.
Kritik Dem Operettenstar wird vorgeworfen, während des Zweiten Weltkrieges und der Besatzungszeit der Niederlande weiter in Deutschland aufgetreten zu sein. Zudem soll er das Konzentrationslager Dachau 1941 besucht haben. Des weiteren soll der Theaterkünstler "regelmäßig Gast in der Ehrenloge von Hitler" in München gewesen sein.
Verteidigung Johannes Heesters hat immer betont, dass er nie vor Inhaftierten gesungen habe.