Krankheiten aus Afrika, Melonen am Rhein

Analyse: Der neue UN-Klimareport sagt drastische Folgen für Deutschland voraus. Doch die Tropen trifft es noch schlimmer.

Düsseldorf. Krankheitserreger aus Afrika, neue Getreidearten auf den Feldern und Melonen-Anbau am Oberrhein - der Klimawandel wird Deutschland verändern. Nachdem der erste Teil des UN-Klimareports aufgezeigt hat, wie stark der Klimawandel ausfallen könnte, beschäftigt sich der bisher unveröffentlichte zweite Teil mit den Auswirkungen der Erwärmung auf die verschiedenen Klimazonen.

Obwohl die Erwärmung in den Polargebieten mit vier bis sieben Grad plus am stärksten ausfallen wird, gehen Experten aus den USA mittlerweile davon aus, dass die Folgen für die tropischen Regionen am einschneidensten sein werden. Der Grund: Das sensible Ökosystem Regenwald könnte eine Erwärmung von zwei bis drei Grad kaum verkraften. Die Zunahme der Verdunstung und die Senkung des Grundwassers würde zur Verdrängung des Regenwaldes durch Savanne führen. Klimaforscher rechnen mit dieser Entwicklung zuerst im östlichen Amazonasgebiet. Die "grüne Lunge" der Erde würde zerstört, einige Tierarten würden aussterben und der Klimawandel durch den Wegfall von CO2-speichernden Bäumen beschleunigt.

In Deutschland wären die Folgen nicht so verheerend, aber auch einschneidend: Neben der Zunahme von Extremwetterlagen wie Hitzewellen und sehr starken Stürmen müssen sich die Deutschen vor allem auf neue Krankheiten einstellen. Die milden Winter sind günstig für Zecken, die Erreger von Hirnhautentzündungen übertragen.

Experten fürchten zudem die Übertragung des West-Nil-Virus durch Mücken. Das Virus benötigt zur Vermehrung rund um die Uhr Temperaturen über 22 Grad. Die grippeähnliche Erkrankung ist mittlerweile bis Bulgarien vorgedrungen. Horrorszenarien, nach denen auch die Malaria bei uns wüten könnte, halten Experten jedoch für übertrieben.

Auch Landwirte werden beim Getreideanbau umsteigen müssen. Es sei jedoch möglich, Getreidearten zu züchten, die mit weniger Niederschlag auskommen, sagt Professor Albrecht Melchinger von der Uni Hohenheim. Für einige Regionen könnten Südfrüchte wie Melonen interessant werden. Doch der Experte sorgt sich um Afrika: "In einigen Gebieten ist die Frage, ob überhaupt noch etwas angebaut werden kann. Selbst trockentolerante Nahrungspflanzen wie die Perlhirse brauchen eine Mindestversorgung mit Wasser."

Polargebiete Bisher galten Arktis und Antarktis als die meistgefährdeten Regionen, denn hier wird die Erwärmung am drastischsten ausfallen. Das Ökosytem dort ist aber relativ stabil. Wenn jedoch die Eispanzer der Arktis im großen Stil schmelzen, steigt der Meeresspiegel. Zudem würde die Reflexion des Sonnenlichts wegfallen, was den Klimawandel beschleunigen würde.