Kuscheln für den Weltrekord
London bereitet sich kurios auf die Olympischen Spiele vor.
London. Die britische Hauptstadt wärmt sich allmählich für die Olympischen Sommerspiele auf: Mit der längsten Umarmung der Welt will die Metropole am Freitag den ersten Weltrekord des Jahres brechen, bevor im Juli die Medaillenjagd der Sportler beginnt. Sieben Paare machen mit beim Non-Stop-Klammermarathon im Bahnhof St. Pancras.
„Schlaufentechnik“ nennt Stephanie Beattie ihr Rezept: Einen Arm schlingt sie unter die Schulter ihrer Schwägerin Mayella, einen Arm darüber.
Nach drei Stunden in der gleichen Position wippen die beiden hin und her und seufzen: „Das Schwierigste ist es, so lange still zu stehen.“ Über Nacht und mindestens bis Freitagmorgen müssen sie aushalten, wenn die Hauptstadt einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde bekommen soll.
Die Aktion, zu der die Stadt aufgerufen hatte, soll nicht nur unsportliche Londoner langsam in Wettkampfstimmung versetzen. „Wir wollen der Welt auf diesem Wege zeigen, dass alle willkommen sind und die Stadt jeden Gast umarmt“, so Martine Ainsworth-Wells von Visit London.
In der Metropole, in der erste Hauptregel ist, Blickkontakt zu vermeiden, darf man durchaus an derlei offiziellen Prognosen zweifeln. Doch auch der Versuch zählt: Mut gehört für einige reservierte Geschöpfe Englands zum öffentlichen Um-den-Hals-Fallen ganz klar dazu.
„Meine Frau hat mich gebeten, mitzumachen“, sagt Bryan Tulett, der als Feldwebel hauptamtlich sicher selten kuschelt. Keiner will daran denken, dass die sieben Paare noch die ganze Nacht an zugigen Gleisen stehen müssen. 24 Stunden und 34 Minuten müssen sie durchhalten, erlaubt sind nur kurze Toilettenpausen.
Trainiert hat Stephanie Beatti deshalb zu Hause schon mal mit fünf Liegestützen pro Tag. Zu wenig, wie sie schon nach einer Stunde mit erhobenen Armen einsehen musste. Schwägerin Mayella hat mehr Praxis: Sie gehört zur Guerillagruppe „Random Huggers“, die willkürlich Fremde auf der Straße drückt.
Londonern, denen die ganze Sache viel zu nah geht, können in den sechs Monaten bis zur Eröffnung der Olympischen Spiele an anderen Rekordversuchen teilnehmen: Ostern veranstaltet die Stadt die größte Eiersuche der Welt. Und zum Diamantenen Thronjubiläum der Queen soll die weltweit größte Schiffsparade auf der Themse stattfinden.