Mysteriöse Frau beim Kapitän auf der Brücke
Die Moldawierin soll als Gast auf dem havarierten Schiff gewesen sein. Ermittler wollen sie nun befragen.
Giglio. Die Umstände, die zur Havarie des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ führten, werden immer dubioser.
Wie italienische Zeitungen am Donnerstag berichteten, sollen die Offiziere noch kurz vor dem Unglück Damenbesuch gehabt haben. Laut „La Stampa“ soll eine „mysteriöse“ junge Frau vor dem Schiffbruch mit auf der Kommandobrücke gewesen sein.
Nach Informationen der Turiner Zeitung sei es für das Personal von Kreuzfahrtschiffen kein Geheimnis, dass Kapitän und Offiziere diskret „in gewisser Zahl“ Freunde oder Verwandte an Bord einladen könnten, ohne dass diese offiziell registriert seien. Diese im Fall der „Costa Concordia“ zu ermitteln, sei nicht unwichtig, denn es könne auch die Verwirrung bei der Zahl der Vermissten erklären.
Die von mehreren italienischen Medien zunächst als blinder Passagier vermutete Domnica Cemortan entpuppte sich gestern als regulärer Passagier. Im moldawischen Fernsehen erklärte die 25-Jährige, sie sei als Gast des Kreuzfahrtunternehmens auf dem Schiff gewesen, für das sie kurz zuvor als Hostess gearbeitet habe.
Während des Abendessens mit ihren Ex-Kollegen habe sich das Unglück ereignet. Dem moldawischen „Journal TV“ bestätigte sie, mit Kapitän Francesco Schettino auf der Brücke gewesen zu sein. Die Ermittler wollen sie nun befragen.
In dem Interview betonte die junge Frau, dass sie nicht im Rettungseinsatz gewesen sei, „weil ich vier Sprachen spreche und mich der Kapitän bat, an Deck zu bleiben, um eine letzte Ansage für die Passagiere zu machen“.
Derweil schwindet die Hoffnung auf Überlebende mit jedem Tag. Taucher suchten unter Hochdruck vor der Insel Giglio nach den mehr als 20 Vermissten. Doch Meteorologen warnten vor starken Winden und schwerem Seegang, die das Schiff sinken lassen könnten.
Das Auswärtige Amt ging weiter von zwölf vermissten Deutschen aus. Elf Tote wurden bisher geborgen: Vier Franzosen, ein Peruaner und ein Ungar wurden identifiziert. Eine Bestätigung, dass Deutsche unter den Toten sind, gab es weiter nicht.
Die Reederei hat Schettino inzwischen suspendiert. Ihm wird fahrlässige Körperverletzung, Havarie und Verlassen des Schiffes während der Evakuierung vorgeworfen. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.