Unwetter am Niederrhein Land unter am Niederrhein - Furcht vor der großen Welle

Die Rettungskräfte am Niederrhein kämpfen noch mit den Folgen der schweren Regenfälle aus der Nacht, da zieht bereits ein neues Regengebiet heran. Und eine Kleinstadt bangt vor der großen Welle.

Helfer graben am Donnerstagmittag in Hamminkeln einen Durchstich in den Deich der Issel, um den Pegel zu senken.

Foto: Henning Kaiser

Hamminkeln (dpa) - Nach den schweren Regenfällen am Niederrhein bangt Isselburg vor der Hochwasserwelle. Die Stadt am Unterlauf des kleinen Flusses Issel bereitete sich am Donnerstag mit Hochdruck auf das Hochwasser vor. 15 000 Sandsäcke wurden gefüllt, Böschungen auf Schwachstellen untersucht, Pegelstände kontrolliert und die Bevölkerung informiert, wie die Stadt mitteilte. Fachleutete erwarteten die Welle nach Mitternacht.

Der Fluss Issel überschwemmt in Hamminkeln eine Wiese.

Foto: Henning Kaiser

Das werde „noch mal eine kritische Situation„, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD), der sich in Hamminkeln ein Bild von der Lage machte. Dort am Oberlauf der Issel blickten die Menschen mit Sorge auf den Deich an dem kleinen Fluss. Um ihn vom Wasserdruck zu entlasten, wurde er an zwei Stellen aufgeschnitten. Das Wasser lief auf Wiesen und Felder. Das habe zwar geringe Entlastung gebracht - „aber nicht die, die erwartet wurde“, sagte Jäger.

Vom Deutschen Wetterdienst (DWD) kamen schlechte Nachrichten für die Menschen in den Hochwassergebieten: Die Meteorologen warnten weiter vor länger anhaltendem, starken Regen. Am Freitag könne es im Laufe des Vormittags erneut Schauer und Starkregen geben. In Hamminkeln fielen nach DWD-Angaben innerhalb von 24 Stunden 120 Liter Regen pro Quadratmeter, durchschnittlich sind es im ganzen Monat Mai etwa 74 Liter pro Quadratmeter. Der Pegel der Issel stieg innerhalb weniger Stunden von normalerweise rund 50 Zentimeter auf 2,10 Meter.

Hunderte Retter sicherten den durchgeweichten Damm mit Sandsäcken. Der Kreis rief den Katastrophenfall aus. Die örtliche Feuerwehr wurde von Kollegen aus anderen Landesteilen unterstützt. Der Innenminister lobte die die „grandiose Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger“. Die Deutsche Bahn sperrte die Strecke Wesel - Bocholt für den Verkehr der Nordwestbahn: Zum einen sind die Gleise unterspült. Zum anderen liefen im Bereich Hamminkeln Rettungskräfte mit Sandsäcken und technischem Gerät über die Schienen, um den Damm zu sichern.

In der historischen Altstadt von Xanten gab die Feuerwehr am Donnerstagmorgen Entwarnung, nachdem das Wasser dort lange zeit gestanden hatte. Die meisten Keller waren ausgepumpt und die Gullys wieder frei. Schulen und Kindergärten blieben nach Angaben der Stadtverwaltung aber geschlossen. Menschen sind am Niederrhein durch die Unwetter bislang nicht zu Schaden gekommen. Die Bahnstrecke zwischen Xanten und Millingen war weiter unterbrochen, nachdem Schlamm und Geröll auf die Gleise gespült wurden. Die Reparaturarbeiten werden voraussichtlich mehrere Tage dauern. Die Autobahn 61 wurde bei Nettetal wegen eines Erdrutsches in den Niederlanden gesperrt. Der Verkehr wurde nach Angaben der Autobahnpolizei ab Mönchengladbach umgeleitet.

Schwerstarbeit hatte die Feuerwehr in Düsseldorf, die seit Mittwochabend zu mehr als 450 Einsätzen ausrückte. Straßentunnel, Unterführungen und zahlreiche Keller waren vollgelaufen. Das Auspumpen einer großen Tiefgarage, in der das Wasser mehr als einen Meter hoch stand, dauerte über acht Stunden.