Landwirtschaft: Weine nicht, wenn der Regen fällt...

Rekord-Dürre: Der extrem trockene April hat den Bauern zu schaffen gemacht – eine Missernte ist deshalb aber nicht in Sicht.

Bonn. Keine Frage, die ungewöhnlich hohen Temperaturen im April und die lange Trockenheit sind für die Landwirtschaft nicht folgenlos geblieben. "Aber das waren nicht nur negative Folgen", betont Bernhard Rüb, Sprecher der NRW-Landwirtschaftskammer. Beispiel Erdbeeren: "Die sind zwar durch den Feuchtigkeitsmangel kleiner als üblich, dafür aber viel geschmacksintensiver." Auch der Spargel schoss dermaßen, dass einzelne Landwirte bereits die Dämme bewässerten - um das Wachstum zu bremsen. Entsprechend sind die Kilopreise derzeit niedriger als noch 2006. Allerdings: Beim Getreide, besonders bei der Wintergerste, bei Rüben und Mais, aber auch beim Gemüse und beim Grünland (Weiden und Wiesen) wird es nach Angaben von Rüb durch die Trockenheit Ernteausfälle geben. Wie hoch die sein werden, wisse aber noch niemand. Rüb: "Wenn ich das vorhersagen könnte, wäre ich bei der Börse und nicht bei der Landwirtschaftskammer." Auf jeden Fall aber ist der regnerische Start in den Mai hilfreich - getreu der alten Bauernregel: Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun’ und Fass. Rüb: "Allerdings muss es noch weitere Regenfälle geben. Der erste Regen hat die Pflanzen schon wieder grün gemacht, der nächste muss nun die Wasservorräte im Boden wieder auffüllen." Die seien nämlich unter die Hälfte ihres Normalstandes verdunstet. Zu den angeblich durch die Rekord-Dürre bedingten Preissteigerungen bei Lebensmitteln fällt Rüb nur ein spontanes "Blödsinn" ein. Der Grund: Selbst beim Getreide, das derzeit vereinzelt geschädigt scheint, sei noch keine Missernte abzusehen. Die Ernte beginnt nämlich erst in zwei Monaten, und bis dahin könne noch viel geschehen. Hinzu kommt, dass der Anteil des Getreidepreises an den Lebensmittelpreisen nur gering ist. Rüb: "In einem Brötchen ist Getreide im Wert von einem Cent, und in einem Glas Bier ist Braugerste im Wert von knapp zwei Cent." Da könne man sich leicht ausrechnen, um wie viel der jeweilige Preis selbst bei einer Verdoppelung der Getreidepreise steigen dürfte.