Dürre macht Bauern zu schaffen

Landwirte gehören zu den großen Verlieren des diesjährigen heißen Sommers. Sie fürchten aufgrund der anhaltenden Trockenheit massiveErnteausfälle.

Foto: Endermann

Schon seit Mai ist es in diesem Jahr weitgehend warm und trocken. Das freut viele Menschen — sie verbringen die Tage in Schwimmbädern und Badeseen, in Eiscafés oder irgendwo, wo es kühl und schattig ist. Andere leiden unter den Temperaturen.

Zu den großen Verlierern des Super-Sommers gehören vor allem die Landwirte: „Meine Felder sind komplett ausgetrocknet, der Boden ist knüppelhart“, sagt Stephan Deussen, der auf seinen Äckern bei Strümp Getreide und Mais anbaut. Der Landwirt beklagt bisher Verluste von bis zu 30 Prozent seiner Ernte. „Wer die entsprechenden Anlagen hat, versucht, seine Felder künstlich zu bewässern“, sagt Deussen.

Marilena Kipp, vom Rheinischen Landwirtschaftsverband

So wie Gemüsebauer Markus Frenken. „Einmal den Sprinkler anzuschalten reicht nicht“, sagt er. Die Erde sei so trocken, dass das meiste Wasser einfach auf der Oberfläche bleibe. „Ich muss drei- bis viermal bewässern, ehe die Pflanzen wirklich genug Wasser haben.“ Eine Aufgabe, die sonst der Sommerregen erledigt, und die die Landwirt nicht nur Wasser- und Kraftstoff, sondern auch viel Arbeitszeit kostet. „Mehr Geld bekomme ich dafür nicht“, sagt Frenken.

Auch Heino Weber, dessen Hof fast direkt an Deussens Felder angrenzt, setzt auf künstliche Bewässerung seines Gemüses. „Wir haben Pumpen installiert. Die arbeiten Tag und Nacht, das geht natürlich ins Geld“, sagt er. „Am Ende muss man rechnen, ob sich der Aufwand lohnt.“ Dennoch ist für den Landwirt und seine Ernte ein zu trockener Sommer besser als ein zu nasser.

Das sehen aber längst nicht alle Landwirte so. Vor allem Ackerbauern wie Deussen sind vom Regen abhängig, damit ihre Pflanzen nicht auf den Feldern eingehen. Das hätte auch Konsequenzen für seine Kollegen, denn Deussen verkauft auch Futterpflanzen. Bauern, die sich auf Viehhaltung spezialisiert haben, bekommen so beispielsweise deutlich weniger Mais und Gras für ihre Tiere als eingeplant. „Wir haben zwar Vorräte, aber die sind eigentlich für den Winter gedacht. Wenn es sein muss, werden wir sie schon bald verfüttern“, sagt Maria Norf, deren Sohn Thomas einen großen Milchviehbetrieb zwischen Lank und Nierst unterhält. Im Zweifel müssen die Bauern Futter aus anderen Teilen der Welt zukaufen.

„Schon die letzten Sommer waren für viele Bauern zu heiß und trocken, aber dieser hier spielt geradezu verrückt“, sagt auch Marilena Kipp vom Rheinischen Landwirtschaftsverband. Das gute Wetter sei zu früh gekommen, die Pflanzen seien in der ersten Phase zu schnell gewachsen, und jetzt verdorren sie in der trockenen Hitze. Für die Nutzpflanzen fürchtet die Expertin eine Ernte mit 10 bis 30 Prozent weniger Ertrag, je nach Gegend und Bodenbeschaffenheit. „Für Bauern, die keine künstlichen Bewässerungssysteme haben — und das sind viele — bleibt im Grunde nichts zu tun, als auf Regen zu hoffen, um ihre Verluste zu begrenzen“, sagt Kipp. Dabei würden die kurzen Hitzegewitter, die alle paar Tage für eine Abkühlung sorgen, nicht reichen. „Wir brauchen schönen, gleichmäßigen Regen, ein paar Tage lang, damit sich die Böden und die Pflanzen erholen können“, sagt sie.

Wenn dieser weiterhin ausbleibt, sieht es schlecht aus für Bauern wie Stephan Deussen. Er verdient weniger Geld. „Die Preise für Mais, Getreide und Raps werden durch den Weltmarkt diktiert, und der schert sich nicht, ob wir hier in Meerbusch eine gute oder eine schlechte Ernte hatten“, sagt er. In manchen Jahren sei das von Vorteil: Wenn die Ernte in den großen Anbauregionen in Amerika oder Asien schlecht war, in Deutschland aber gut, kann er seine Produkte trotzdem zu einem hohen Preis verkaufen.

Doch in Jahren wie diesem bleibt ihm nichts anderes übrig, als die wenigen Pflanzen, die er hat, günstig abzugeben. „Meine Verluste an den Verbraucher weiter zu geben, geht nicht“, sagt Deusser, „also bleibe ich am Ende darauf sitzen.“