Lars von Trier ist stolz auf Rauswurf in Cannes
Berlin (dpa) - Lars von Trier provoziert: Er sei sehr stolz darauf, als „persona non grata“ (unerwünschte Person) vom Filmfestival in Cannes ausgeschlossen worden zu sein. Der Rauswurf sei wie eine Auszeichnung gewesen, sagte der umstrittene Filmregisseur Lars von Trier (55) am Samstagabend in Berlin.
Wann habe es so etwas zuvor gegeben?
Der als Provokateur bekannte Däne war im Mai nach dem Eklat wegen seiner Nazi-Äußerungen, für die er sich später entschuldigte, in Cannes ausgeschlossen worden und wollte keine Pressekonferenzen mehr geben. Nun trat er im Berliner Kino Babylon, das eine Retrospektive mit seinen Filmen zeigt, vor das Publikum. Auf Nachfrage eines Zuschauers erklärte der Regisseur, dass die Geschichte zeigen würde, dass wir alle in irgendeiner Weise Nazis wären. Es dürfe außerdem keine Tabus geben, über die nicht gesprochen werden dürfe.
Die Fans im ausverkauften Saal feierten von Trier, der nach eigenen Angaben schon in der Filmschule gegen die Regeln verstoßen habe. Eine Provokation sei immer gut, sagte von Trier. Sie bringe die Menschen wieder zum Denken und lasse sie andere Dinge neu bedenken. Die besten Filme seien deshalb diejenigen, aus denen die Zuschauer etwas verwirrt herauskämen. „Ein paar Tage später denkt man dann, was zur Hölle war das“, sagte von Trier.
Ähnlich habe Wolfgang Wagner auf die geplante Inszenierung von Lars von Trier für die Bayreuther Festspiele 2006 reagiert. Er habe Triers Skript des „Ring des Nibelungen“ als „entartet“ bezeichnet, ohne es böse zu meinen, behauptete von Trier: „Aber irgendwie klang das falsch.“
Von Trier hatte bereits zwei Jahre an dem Konzept gearbeitet: „Ich wollte es auf die alte Weise inszenieren - das war aber nicht in Mode.“ Man müsse nicht alles plötzlich ändern. Wieso solle der Regisseur besser sein als derjenige, der das Stück geschrieben hat? Vielleicht sei er einfach zu ehrgeizig gewesen, sagte von Trier und ergänzte ironisch: „Zu entartet.“ Die Vorarbeiten für das abgebrochene Nibelungenprojekt sind laut Trier komplett im Internet veröffentlicht, damit sie andere Regisseure für sich nutzen könnten.
Er selbst arbeite momentan an einem neuen Skript. Der Film „Nymphomaniac“ soll von der weiblichen Sexualität handeln. Die Recherchen dazu seien äußerst interessant, sagte der Regisseur - besonders die dreckigen weiblichen Gedanken in den vorbereitenden Gesprächen mit Frauen seien erstaunlich. Wie pornografisch der Film wird, stehe noch aus.
Über seine eigenen Neigungen sagte von Trier, dass ihn Frauen mehr inspirieren würden als Männer. Früher wollte er aber ein Homosexueller sein. „Ich wollte in Schwulenbars gehen, aber mein Penis wollte nicht“, sagte von Trier scherzend: „Er hat seinen eigenen Willen.“