Oktoberfest: München feiert sich warm
München (dpa) - Das Vorglühen hat begonnen: Die Münchner machen sich bei Pre-Wiesn-Partys warm für die feierträchtigste Zeit im Jahr. In Clubs locken Feten mit original Oktoberfest-Bier vom Fass, Wiesn-Ochsen und Belustigungen wie „Hau den Lukas“.
Wer in Tracht kommt, hat manchmal sogar freien Eintritt.
Am 17. September heißt es auf der Theresienwiese dann endlich: O'zapft is - zur echten Wiesn.
Um Punkt zwölf Uhr wird Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) - traditionsgemäß in Lederhose - das erste Fass Bier anzapfen und das Fest eröffnen. 17 Tage lang herrscht in München dann Ausnahmezustand. Alle Taxis sind unterwegs, die Hotels ausgebucht, Hunderttausende drängen zum Festgelände.
Dabei ist in München eigentlich fast immer ein bisschen Oktoberfest - oder das, was die meisten damit verbinden. Mitten im Winter gibt es Trachten-Partys, Wiesnhits heizen auch mal zur Weihnachtszeit den Gästen ein. Im Mai verwandelte sich der Löwenbräu-Keller bei der „Nacht der Tracht“ für zwei Tage in ein schunkelndes Wiesn-Zelt. Und auf dem Oktoberfestgelände, der Theresienwiese, gab das Frühlingsfest einen Vorgeschmack auf den Tumult im Herbst. Im Hochsommer ziehen alljährlich am dritten Sonntag im Juli zehntausend Menschen früh morgens in Dirndl, Lederhose und historischen Gewändern zum Kocherl-Ball im Englischen Garten.
Jetzt laufen also „Wiesn-Warm-up“, „Vorwiesn“ und „Pre-Wiesn-Partys“. Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid (SPD) hält das für ein reines „Werbeding“. „Die Wiesn ist halt ein Geschäft - aber mit der Wiesn hat das gar nichts zu tun.“ Dass Feste das ganze Jahr über in Tracht gefeiert werden, sei wiederum keineswegs neu. „Die Tracht gehört zum normalen Leben in Bayern.“
Das Interesse an Volkstümlichem nimmt vor allem bei den Jüngeren stetig zu. Dirndl, Lederhose und sogar Volkstanz, vor 20 Jahren bei der Jugend verpönt, gelten wieder als chic. Wiesnchefin Gabriele Weishäupl sieht im Brauchtumsboom eine „Suche nach Heimat in der globalisierten Welt“. Bei den Pre-Wiesn-Feten gehe es aber auch um „Event-Lust“ - und ums Geschäft.
Oktoberfest-Devotionalien und Bayern-Souvenirs vom Maßkrug bis zum Seppl-Hut gibt es in München natürlich ganzjährig - immer öfter wird auch Alltagsware auf bayerisch umgestylt. Handy-Täschchen aus Filz mit grüner Trachtenstickerei, Badehosen im Stil einer Krachledernen - fast nichts bleibt vom Bayern-Touch verschont. Schon seit Anfang August ist das etwas stärkere Oktoberfestbier im Handel zu haben.
Auf der Wiesn gibt es in den meisten Zelten schon ab 22.30 Uhr kein Bier mehr: Wenn dort die Lichter ausgehen, geht es weiter zur Après-Wiesn. Zahlreiche Kneipen und Clubs rüsten auf Oktoberfest-Atmosphäre um, „After-Wiesn-Partys“ locken mit Bier im Maßkrug - mancherorts kontrolliert der Türsteher die Garderobe: Ohne Dirndl, Lederhose oder wenigstens trachtenartigem Outfit kein Zutritt.
Ganz harte Naturen pilgern gleich nach der After-Wiesn-Party wieder zur Theresienwiese: Obwohl das Gelände eigentlich bis 8.00 Uhr nicht betreten werden darf, stehen vor allem am Wochenende die ersten schon im Morgengrauen vor den Zelten: Wiesn-Nächte sind lang, und nach der Wiesn ist vor der Wiesn.