Lerchenberg mit Sascha Hehn: "Früher fuhr ich Ferrari, jetzt VW"
In der Sitcom „Lerchenberg“ spielt Sascha Hehn den Serienfuzzi Sascha Hehn. Im wahren Leben ist er anders.
Mainz/München. Zwei faustdicke Überraschungen bringt die Sitcom „Lerchenberg“. Der Vierteiler strotzt vor Selbstironie, die man dem ZDF gar nicht zugetraut hätte. Die Sendeanstalt weist zwar darauf hin, dass es sich um Fiktion handelt, traut sich aber trotzdem auf den Fluren Chaos, Intrigen und despotische Eitelkeit zu verbreiten. Man schreckt nicht mal vor Sätzen zurück wie: „Sie sind gegen Korruption? Mit der Einstellung werden Sie es beim ZDF nicht weit bringen.“
Die zweite Überraschung ist Sascha Hehn (58) als Hauptdarsteller Sascha Hehn — zu sehen ist ein abgehalfterter Serienfuzzi, dem außer Selbstüberschätzung nicht mehr viel geblieben ist.
Herr Hehn, wo haben Sie Ihr komisches Potenzial so lange versteckt?
Sascha Hehn: Tja, da dürfen Sie mich nicht fragen. Vielleicht kommt das heraus, wenn man sich selbst spielen kann.
Die Konstruktion ist ja heikel. Da tritt dieser arrogante, eitle, dreiste Schauspieler Sascha Hehn auf, der aber nicht so ist wie der echte Sascha Hehn — nehme ich mal zu Ihren Gunsten an. Befürchten Sie nicht, dass Sie das Publikum verunsichern, das Sie schon als „Traumschiff“-Kapitän vor Augen hat?
Hehn: Auch fiktive Geschichten enthalten manchmal viel Wahrheit — aber das nur am Rande. Die vielen „Traumschiff“-Zuschauer sollen auf alle Fälle „Lerchenberg“ gucken, damit wir eine schöne Quote kriegen und die Sitcom fortgesetzt wird.
Sie glauben nicht, dass die Zuschauer irritiert sind?
Hehn: Hallo? Ich halte das Publikum für so intelligent, dass es die Rollen unterscheiden kann. Ich kriege immer noch 120 bis 150 Briefe im Monat, in denen die Menschen ehrlich schreiben, worin sie mich sehen wollen. Mir ist wichtig, dass die Leute nach einem Film mit mir mit einem Lächeln einschlafen können.
Sie haben sich Ende der 90er Jahre aus der Schickimicki-Welt des Fernsehens aufs Land, in das oberbayrische Dorf Gars am Inn, zurückgezogen. Was war der Auslöser?
Hehn: Das war eigentlich keine große Änderung in meinem Leben. Man wird einfach älter und entdeckt eine andere Art der Lebensplanung, in der man mehr seine eigenen Dinge verfolgen möchte.
Haben Sie dennoch weiter die Entwicklung im Fernsehen verfolgt oder Ihre ehemaligen Kollegen auf dem „Traumschiff“ angesehen?
Hehn: Ich habe das jetzt intensiviert. Ich wusste zum Beispiel gar nicht, was der „Traumschiff-“Ableger „Kreuzfahrt ins Glück“ ist, trete da als Kapitän aber auch auf. Aber das ist alles gut machbar.
Starten Sie mit diesen beiden Projekten ein großes Comeback, oder ist das lediglich ein zufälliges Aufeinandertreffen?
Hehn: Ich warne davor, dass jetzt alle einen Clown sehen, über den sie alles schreiben können. Ich mache das bis zu einem gewissen Punkt mit, dann ist aber wieder Ruhe.
Wie hat das Landleben Sie verändert?
Hehn: Ich bin da rausgegangen, um weit weg zu sein. Und es ist mir gelungen, mich aus dieser Hetze nach „reicher, schöner, schneller“ auszuklinken. Früher hatte ich einen Porsche und einen Ferrari, heute bin ich im alten VW-Bus unterwegs. Bei uns im Dorf haben wir Bioeier — aber echte. Und wenn wir Pferdesteaks essen, dann schmecken die auch. All diese Skandale ums Essen bleiben uns fern.