London: Entsetzen im ausverkauften Apollo-Theater
Knapp 80 Menschen wurden beim Einsturz der Decke verletzt. Wie durch ein Wunder gab es im Apollo-Theater keine Toten.
London. Mit Kopfbandagen und in silberne Rettungsfolien gehüllt haben viele Besucher das Londoner Apollo-Theater verlassen. Ihre Gesichter sind weiß, von Kalkstaub bedeckt. Sie haben den Schock ihres Lebens hinter sich. Bei ihrem vorweihnachtlichen Theaterbesuch nicht weit vom Piccadilly Circus entfernt stürzte am Donnerstagabend ein Teil der Stuckdecke ein.
Viele der 720 Besucher, darunter sind zahlreiche Kinder und Senioren, gingen zunächst davon aus, der Krach sei Teil des Bühnenspektakels. „Bis ich Schreie hörte“, sagte ein Besucher mehreren TV-Sendern. „Tonnen von Zement“ seien von der Decke gefallen.
Das Theaterstück „The Curious Incident of the Dog in the Night-Time“ („Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone“) spielt seit Jahren vor ausverkauftem Haus. Die Inszenierung auf einer rotierenden Bühne ist reich an Spezialeffekten mit Pyrotechnik. Als die Gipsbrocken und Holzteile kurz vor der Pause von der Decke des Theaters fielen, habe es gerade eine „besonders dramatische Szene“ gegeben, berichtete ein Geretteter. Die Schauspieler richteten demnach entsetzt ihren Blick nach oben. Dann sei das Licht ausgegangen — Chaos und Verwirrung setzten ein.
Die Rettungsdienste waren innerhalb von Minuten am Theater. Busfahrer stellten ihre Anzeigen auf „Dienstfahrt“ um und fuhren Verletzte ins Krankenhaus. Benachbarte Theater nahmen einige der Verletzten auf. Sie ließen nach Medienberichten Besucher vor der Pause über Lautsprecher wissen: „Sie werden im Foyer Verletzte finden, die dort behandelt werden.“
Wenn sich Spekulationen erhärten sollten, dass Regenwasser durch das Dach ins Innere triefte und die Tragödie auslöste, wäre das Image der florierenden Londoner Vergnügungsmeile geschädigt. Der „Daily Telegraph“ warnte Freitag schon: „Unsere älteren Theater brauchen eine Renovierungsspritze, wenn sie überleben wollen.“