Lotsen verloren zeitweise Radarkontakt zu Flugzeugen
Berlin (dpa) - Die Flugsicherungen in Deutschland und Österreich haben an zwei Tagen im Juni zeitweise den Radarkontakt zu Dutzenden Flugzeugen verloren.
Am 5. und 10. Juni sei 20 beziehungsweise 25 Minuten lang das Sekundärradar gestört gewesen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung der Nachrichtenagentur dpa und bestätigte einen Bericht der Wiener Zeitung „Kurier“. „Die Radaranlagen wurden von einer externen Quelle gestört, es hat kein technisches Problem innerhalb der Deutschen Flugsicherung gegeben.“
Eventuell sei eine NATO-Übung mit einem AWACS-Aufklärungsflugzeug der Grund für den Zwischenfall gewesen, schreibt die Wiener Zeitung „Die Presse“. Gestört gewesen seien alle Daten, die vom Transponder eines Flugzeugs übermittelt werden, beispielsweise das Rufzeichen der Maschine und die Höhe. „Zeitgleich fielen die Sekundärdaten in einigen Sektoren aus, die von München und Karlsruhe aus betreut werden“, sagte Sandra Teleki von der Deutschen Flugsicherung. Die Fluglotsen hätten sich über Funk die Daten vom Piloten durchgeben lassen. Über das Primärradar habe man aber weiter sehen können, wo sich ein Flugzeug befand. Es habe daher keine größeren Auswirkungen gegeben.
Betroffen war nach Darstellung der Zeitung „Die Presse“ auch der Luftraum über Tschechien und der Slowakei. Es gebe immer verschiedene Mechanismen, die auch beim Ausfall bestimmter Systeme griffen, sagte Markus Pohanka von der österreichischen Flugsicherung Austro Control: „Die Sicherheit im österreichischen Luftraum war zu keinem Zeitpunkt gefährdet.“ Zusätzliche Lotsen seien eingesetzt worden, außerdem seien die Abstände zwischen den einzelnen Flugzeugen vergrößert worden. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam auch ein Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, die immer wieder kritische Gefahren-Situationen und Unfälle in der Luftfahrt analysieren muss.
„Eine derartige Störung ist bisher noch nie aufgetreten“, so die Deutsche Flugsicherung. Auch Austro Control bestätigte, dass die Vorfälle außergewöhnlich waren. Ein ranghoher NATO-Militär erklärte gegenüber der Zeitung „Die Presse“: „Wir diskutieren unsere Möglichkeiten der elektronischen Kriegsführung grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit.“ Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA sowie Eurocontrol wurden eingeschaltet.
Das Sekundärradar geht auf militärische Anfänge zurück. Um Freund und Feind am Himmel im Konfliktfall unterscheiden zu können, werden über sogenannte Transponder beim Auftreffen des Sekundärradarstrahls entsprechende Informationen weitergeleitet („Identification Friend Foe/IFF). Das Militär verfügt jedoch auch über geeignete technische Mittel, um derartige Radarabfragen zu stören („Jamming“). Auch in der Zivilluftfahrt übermittelt der Transponder als automatischer Signalgeber dem Fluglotsen wichtige Angaben zum Flugzeug - etwa die Kennung oder den Typ. Das Primärradar dagegen liefert Informationen über Richtung, Höhe und Entfernung der Flugziele.