Madame Sarkozy: Cécilia schockiert die Franzosen

Die Frau des französischen Präsidenten pfeift aufs Protokoll, versetzt George W. Bush und bezeichnet den Job der First Lady als langweilig.

Paris. Cécilia Sarkozy ist keine First Lady, sie ist eine Freiheitskämpferin - vor allem in eigener Sache. Seit gut 100 Tagen ist ihr Mann Frankreichs Präsident. Seitdem hat seinen konservativen Landsleuten mehr als einmal der Atem gestockt.

Erst verzichtet Madame Sarkozy darauf, bei der für ihren Mann wichtigen Stichwahl ihre Stimme abzugeben. Dann bezeichnet sie sich selbst als unpolitisch, fliegt aber zu Freilassungsverhandlungen für fünf zum Tode verurteilte Krankenschwestern nach Libyen. Da hatte die Europäische Union schon drei Jahre um die Begnadigung der Frauen gerungen. Doch als sie kurz darauf frei kamen, präsentierte sich Cécilia Sarkozy als strahlende Siegerin.

Das frühere Model ist keine kostümierte Traditionalistin wie Bernadette Chirac. Und auch keine Hausfrau im Elysée Palast wie Claude Pompidou. Cécilia Sarkozy ist "Frau und Mutter". So begründete sie sowohl ihre spontane Einmischung in die internationale Politik als auch ihre gelegentliche Verweigerungshaltung.

Den G8-Gipfel in Heiligendamm verließ sie vorzeitig, um den 20. Geburtstag ihrer Tochter zu feiern. Ein Fastfood-Picknick mit US-Präsident George W. Bush am vergangenen Samstag sagte sie wegen "Halsschmerzen" ab, nur um sich einen Tag später mit ihren Freundinnen beim Shoppen erwischen zu lassen. Bei offiziellen Fototerminen stehen ihre Kinder neben ihr in der ersten Reihe, was das Protokoll eigentlich nicht erlaubt. Doch sie sieht sich nur sich selbst und ihren fünf Kindern verpflichtet.

2005 aber brennt sie mit seinem PR-Berater Richard Attias nach Amerika durch. In 100 Tagen wolle er seine Frau zurückerobern, schwor Nicolas Sarkozy, nachdem er selbst eine Affäre mit einer Journalistin zugegeben hatte. Der Politiker hat seine Gattin einmal als seine Stärke und als seine Achillesferse bezeichnet. Das bleibt sie auch nach den Affären.

Pünktlich zum Präsidentschaftswahlkampf 2006 kehrt Cécilia zu ihm zurück. Ihre öffentliche Versöhnung auf dem Flughafen bezeichnete die britische "Times" als "Casablanca 2006".

Cécilia Sarkozy versucht offensichtlich, das Amt ihres Mannes so weit wie möglich aus ihrem Leben herauszuhalten. Das bringt ihr in der Republik manchmal Bewunderung, häufig Kritik und viel Ratlosigkeit ein.

Die oppositionellen Sozialisten wollen in einem Untersuchungsausschuss klären lassen, welche Rolle sie denn bei der Befreiung der Bulgarinnen gespielt hat. Die Regionalzeitung "Le Telegramme" rätselt, "wer Cécilia Sarkozy eigentlich ist". Die Pariser Zeitung "Libération" nennt sie ein "zeitgenössisches Symbol" für die Emanzipation der Frau.

Ihre Kindheit Cécilia Maria Sara Isabel Ciganer-Albéniz wurde 1957 als Kind eines reichen Ukrainers und einer Spanierin geboren. Sie ist die einzige Tochter nach drei Söhnen. Ihre Kindheit verbrachte sie in Paris.

Ihre Ausbildung Nach dem Abitur studierte sie einige Semester Jura und verdiente ihr Geld als Gelegenheitsmodel u.a. für Chanel.

Ihre Kinder Aus ihrer Ehe mit dem 24 Jahre älteren Fernsehstar Jacques Martin hat sie die Töchter Judith (22) und Jeanne-Marie (20). Mit Nicolas Sarkozy bekam sie Sohn Louis (10). Zudem ist sie die Stiefmutter von Sarkozys Kindern aus erster Ehe, Pierre (21) und Jean (20).