Mädchen entführt und misshandelt: Familie bleibt frei
Münster (dpa). Eine Roma-Familie, die eine Schwiegertochterentführt, misshandelt und kahlrasiert hat, muss nicht ins Gefängnis. Das Landgericht Münster verurteilte die geständigen Angeklagten - einEhepaar und vier Söhne - am Montag wegen Freiheitsberaubung undKörperverletzung zu Bewährungsstrafen zwischen sechs und zwölf Monaten.
Die Beschuldigten aus Niedersachsen hatten zugegeben, die damals 17Jahre alte Frau vor vier Jahren im westfälischen Rheine auf offenerStraße entführt zu haben. Dann hatten sie das Mädchen in eine Wohnungnach Dörverden bei Bremen gebracht. Anschließend hatten sie das Opferdem Geständnis zufolge geschlagen, die Haare abgeschnitten und den Kopfder Frau rasiert. Die heute 21-Jährige hatte sich von einem der vierSöhne getrennt und sollte dafür bestraft werden.
Ursprünglich war die Staatsanwaltschaft davon ausgegangen, dass diesechs Roma auch noch mehr als 100 000 Euro Lösegeld von der Familie desMädchens gefordert zu hatten. Für eine solche Erpressung gab es nachAnsicht der Richter allerdings keine Beweise.