Mädchen sind im Bieber-Fieber

Musik: Der 16-jährige Justin Bieber wurde durch das Internet zum Star. Sein neues Album bricht in den USA Rekorde.

Oberhausen. Er ist 1,60 Meter groß, wiegt 43 Kilo und ist noch nicht im Stimmbruch - dennoch liegen ihm die Mädchen zu Füßen: Justin Bieber (16) ist der zurzeit angesagteste Teenie-Star.

In einer kanadischen Kleinstadt geboren, brachte es der niedliche Justin via Internet zu Weltruhm. Sein Album "MyWorld2.0" stieg in den USA auf den ersten Platz der Album-Charts - damit ist er der jüngste Künstler seit Stevie Wonder, der es an die Spitze der US-Charts schaffte.

Seit einer Woche ist Justin Bieber in Deutschland auf Promotiontour - und die Mädchen im Bieber-Fieber. Beim Musikpreis Comet in Oberhausen schreien seine Fans, die sich selbst "Beliebers" oder "Biebettes" nennen, fast so laut wie die geübten Tokio-Hotel-Anhänger. Den großen Stars auf dem roten Teppich stiehlt der Pop-Jüngling mit Leichtigkeit die Show. Auch wenn er in Interviews wenig Erhellendes zu erzählen hat, dafür aber alle zwei Minuten seinen Kopf zur Seite neigt und den Pony in Position schüttelt. Dann sitzt sie wieder: seine Surfer-Topfschnitt-Frisur, die bei Mädels Kurzatmigkeit auslöst und von Jungs nun massenhaft kopiert wird.

Justin Bieber sieht aus wie der typische US-Kinderstar: unschuldig, aber dennoch unterschwellig sexy. Doch anders als "Hannah-Montana"-Darstellerin Miley Cyrus ist er kein Kunstprodukt der Hollywood-Industrie. Justin ist der Prototyp eines Musikstars aus dem Netz.

Alles begann vor drei Jahren mit ein paar selbstgedrehten Videos auf der Internetplattform YouTube. Der kleine Justin coverte im Kinderzimmer Hits von Stars wie Usher, Ne-Yo und Stevie Wonder und erreichte damit Millionen Menschen. Auch R’n’B-Künstler Usher klickte begeistert und unterstützte ihn fortan.

In dem sozialen Netzwerk Facebook hat Bieber etwa vier Millionen Anhänger. Gerade lud er dort einen Fernsehbeitrag hoch, in dem er mit seinem Kopf gegen die Glas-Drehtür eines Frankfurter Hotels donnert. Bieber und sein Management geben den Fans das Gefühl, an seinem Leben teilzuhaben. Als ein Privatsender kritisch über Justins Auftritt beim Comet berichtet, den Jungstar sogar mit dem einstigen Schlagerstar Heintje vergleicht, laufen die Fans im Kurznachrichtendienst Twitter nur Sekunden später Sturm.

Dem Star macht der Rummel angeblich nichts aus: In einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk sagt er auf die Frage, ob ihn die Fan-Belagerungen stören: "It’s all easy." (Alles kein Problem).

So ganz glauben mag man das nicht. Ende April wurde in Neuseeland seine Mutter von herandrängenden Fans zu Boden gestoßen. Er selbst muss beim Autogrammeschreiben stets Bodyguards dabei haben, weil er mit seiner schmächtigen Figur sonst im Gewühl der Fans kaum eine Chance hätte.

Welche Ausmaße Fan-Hysterie annehmen kann, zeigte sich bereits bei der Band Tokio Hotel, deren Mitglieder von Fans verfolgt und bedroht wurden. Auch einige Fans von Justin scheinen vor nichts zurückzuschrecken: Als Justin "aus Spaß" ein Foto mit dem TV-Sternchen Kim Kardashian ins Netz stellte und und sie seine "Freundin" nannte, hagelte es Morddrohungen. Via Twitter versuchte der Star, die Wogen zu glätten: "Lasst uns alle Freunde sein."