Prozess: Die trostlose Karriere eines Berufsverbrechers

Im Strafverfahren um den spektakulären Ausbruch von Aachen schildert einer der Angeklagten sein Leben.

Aachen. Der Prozess um den Ausbruch der beiden Schwerverbrecher von Aachen geht am Donnerstag in eine neue Runde. Am zweiten Verhandlungstag gewährte einer der beiden Hauptangeklagten einen tiefen Einblick in sein Leben.

Typen wie Michael Heckhoff (51) nannte man früher Klassenclowns: Immer gut drauf, immer zu Witzen aufgelegt. Dabei gab es nüchtern betrachtet nichts zu lachen. Der Mann ist seit seiner Jugend kriminell.

Im Prozess um seine spektakuläre Flucht mit seinem Knast-Kumpel Peter Paul Michalski (47) schilderte er seine Verbrecher-Karriere.

Als Jugendlicher läuft er aus dem Ruder: "Ich war ein absoluter Zombie". Mit 16 zum ersten Mal Knast, "Lehrzeit" für seine "Karriere" als Berufsverbrecher. "Meinen ersten Banküberfall habe ich komplett nach einer Beschreibung eines alten Gefangenen gemacht." Erste Geiselnahmen, Selbstmordversuch, wieder Geiselnahmen - irgendwann dann JVA Werl, Hochsicherheitstrakt. Für ihn eine Auszeichnung. "Ich war der festen Überzeugung, dass eine Karriere als Schwerverbrecher erstrebenswert war."

Einmal schien es, als würde er doch noch die Kurve bekommen - nach Ende seiner Haftzeit in Werl. "Ich bin nach zehneinhalb Jahren entlassen worden und wie Hänschen-Klein in die Welt gewandert", erinnert er sich an seine naive Haltung. Als sie ihn beim Arbeitsamt nach seiner Steuerkarte fragen, ist er ratlos. Er weiß nicht, wie man ein Konto eröffnet. "Ich habe erhebliche Probleme gehabt mit alltäglichen Dingen klarzukommen." Nur im Knast ist er lebenstauglich.

Er findet "seine Perle", seine Freundin, und über den Bruder auch eine Arbeit. Nach zwei Wochen wirft er hin. Zum "Warmwerden" überfällt "Blacky", wie sie ihn nennen, eine Tankstelle, später zwei Banken und eine Poststelle, erbeutet eine knappe Million D-Mark. Im Knast hatten sie in einem solchen Fall vom lustvollen Leben in Brasilien geträumt. Aber wie sollte er ein Flug-Ticket kaufen? "Es war eine Menge Kohle da. Ich hatte aber keinen Plan, was ich mit der Kohle machen sollte."

1991 will die Polizei ihn festnehmen, wieder Geiselnahme und Flucht. Er stellt sich. "Da war mir zum ersten Mal klargeworden, welchen Trümmerhaufen von Leben ich habe." Trotzdem macht er weiter: 1992 bei einer Geiselnahme mit einem Knast-Kumpel wird eine Frau mit Benzin übergossen und angezündet.