Männer gestehen Poker-Raub
Fast so schnell, wie der Überfall auf das Pokerturnier in Berlin ablief, kamen am Montag die Geständnisse der Angeklagten. Der Großteil der 242 000 Euro Beute bleibt verschwunden.
Berlin. Schreiend stürmten die maskierten Männer mit Machete und Schreckschusspistole ins Berliner Luxushotel Grand Hyatt. Doch die erhoffte Millionenbeute holten sie beim spektakulären Überfall auf das internationale Pokerturnier am 6.März nicht. Stattdessen klickten nur wenige Wochen später die Handschellen.
Die vier Männer türkischer und arabischer Herkunft im Alter von 19 bis 21 Jahren müssen sich wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung vor einer Jugendstrafkammer verantworten. Gleich zum Prozessauftakt legten drei der vier Männer am Montag vor dem Berliner Landgericht Geständnisse ab. Das vierte Geständnis soll am Donnerstag verlesen werden.
Zwei mutmaßliche Drahtzieher (29 und 31 Jahre) bekommen einen extra Prozess. Offen blieb aber, wo der Großteil des erbeuteten Geldes von knapp 242 000 Euro geblieben ist. Nur 4000 Euro wurden zurückgegeben. Bei dem Turnier ging es um eine Million Euro, auch Ex-Tennisstar Boris Becker und TV-Moderation Charlotte Roche spielten mit.
Im Handgemenge mit Wachleuten, die Tritte und Schläge abbekamen, blieb ein Großteil des Geldes zurück. Hektisch stopften es sich die Räuber laut Anklage in Hosentaschen und eine Laptoptasche, bevor sie flüchteten. Ursprünglich soll es einen anderen Plan gegeben haben: Die Männer wollten sich die Geldtasche mit den Tageseinnahmen schnappen, wenn sie von Sicherheitsleuten in die gegenüberliegende Spielbank gebracht würde.
Doch dann kam es anders. Per Handy soll einer der Drahtzieher(31) das Signal zum Losschlagen gegeben haben. Der Mann, der als sechster Verdächtiger Ende Mai gefasst wurde, soll an einem der Pokertische ausgekundschaftet haben, dass die Gelder gezählt wurden und die Wachleute unbewaffnet waren.
Der schmächtige Kronzeuge, der sich eine Woche nach dem Überfall gestellt und seine Komplizen verraten hatte, erschien in kurzen Hosen. Über seinen Anwalt erklärte der 21-Jährige, die Anklage sei zutreffend. Ihm sei erst später klar geworden, worauf er sich eingelassen habe, sagte sein Anwalt. Nach der Flucht habe jeder der Vier 40 000 Euro bekommen. Das Geld sei in einer Tiefgarage auf der Motorhaube des Fluchtautos verteilt worden.
Auch der 19-jährige Jihad C. erklärte, er habe eigentlich nicht mitmachen wollen. Er war nach dem Überfall zunächst in den Libanon geflüchtet, hatte sich dann aber gestellt. Er habe am Ausgang gestanden und nicht mitbekommen, wie das Geld rausgeholt wurde. Er bereue seine Tat sehr und wolle sich bei den Mitarbeitern des Turniers entschuldigen
Ähnlich äußerte sich der Dritte im Bunde: Der 20-Jährige, der erst zu Jahresbeginn aus dem Gefängnis entlassen worden war, legte sein Geständnis selbst ab. Er nuschelte, er habe sich überreden lassen, mitzumachen. Auftraggeber soll nach der Aussage der drei Angeklagten der 29-jährige Onkel von Jihad C. sein. Gegen ihn und den 31-Jährigen Drahtzieher des Coups wurde Anklage erhoben.
Dass der Fall so schnell aufgeklärt werden konnte, lag auch am dilettantischen Vorgehen des Quartetts. Sie hinterließen jede Menge Spuren, auch von Kameras wurden sie gefilmt. Der 21-Jährige trug nicht mal Handschuhe, weil er sich "nicht mit den gelben Gummihandschuhen lächerlich machen wollte". Am Ende war der Druck wohl so groß, dass der 21-Jährige sich stellte und seine Kumpels verriet.