Taxi-Mörder beim Fußball gefasst
Der 28-Jährige saß vorm Fernseher, als die Polizei zuschlug.
Friedrichshafen. Es stand 3:0 für Deutschland, als die Polizei die Gartenlaube stürmte: Der mutmaßliche Taxi-Mörder vom Bodensee saß in Senftenberg (Brandenburg) vor dem Fernseher und ließ sich widerstandslos festnehmen. "Er war völlig überrascht", sagte ein Polizeisprecher. Der mit Haftbefehl gesuchte 28-Jährige hatte bei Verwandten Unterschlupf gefunden. Ein Tipp von seinen Bekannten brachte die Fahnder auf die richtige Spur.
Der gebürtige Russe soll am vergangenen Mittwoch in Hagnau eine 32 Jahre alte Taxifahrerin erstochen und zuvor in Singen eine 44-jährige Taxifahrerin schwer verletzt und vergewaltigt haben. Am Montag sollte er dem Haftrichter vorgeführt werden. Einzelheiten wollen die Ermittler am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Hagnau mitteilen.
Am Bodensee herrscht Erleichterung - vor allem in der Taxibranche. "Gott sei Dank, wir sind schon froh. Aber man denkt ja trotzdem an die beiden Frauen", sagte eine Mitarbeiterin eines Taxiunternehmens. Im Touristenort Hagnau war die Stimmung seit dem Verbrechen gedrückt; der Täter hatte direkt neben dem Campingplatz zugeschlagen.
Die Feriengäste waren verunsichert, verhielten sich vor allem abends besonders vorsichtig. Beim ältesten Taxibetrieb in Konstanz dankte man der Polizei für die "Super-Arbeit". Die einzige Fahrerin des Betriebs fuhr seit dem Mord nur Stammkunden. Für die zwei kleinen Kinder der Ermordeten wird dort wie auch in anderen Taxiunternehmen Geld gesammelt.
Der Tatverdächtige lebte bis etwa 2007 in Senftenberg im Süden Brandenburgs. In dieser Zeit fiel er mehrfach wegen Eigentumsdelikten auf. Dadurch konnten die Ermittler auf Daten bei der Fahndung zurückgreifen. Zuletzt war er in Moskau. Anfang Juni kam er zurück nach Deutschland, hielt sich am Bodensee und auch in Sachsen auf. Schließlich verdichteten sich Hinweise, dass der Mann nach Brandenburg zurückgekehrt sein könnte.
Nachdem die Sonderkommission "Taxi" den Mann am Sonntagnachmittag identifiziert und vor Ort recherchiert hatte, gaben Bekannte des Mannes den Hinweis auf seinen Aufenthaltsort. 20 Minuten vor Ende des WM-Spiels Deutschland gegen Australien schlugen die Spezialeinsatzkräfte am Sonntag zu.
Wie der 28-Jährige nach Brandenburg gelangte, ist bislang unklar. Es gibt auch noch keine Hinweise auf sein Motiv. Wegen Gewalt- oder Sexualdelikten war er nicht vorbestraft. Er hatte nach Angaben der Ermittler Kontakte nach Singen und auch nach Friedrichshafen.