Mann tötet Ehefrau und Schwiegermutter

Ein 33-Jähriger rast mit dem Auto durch den Vorgarten, über die Terrasse durch eine riesige Fensterscheibe in das Wohnzimmer. Anschließend legt er in dem Haus Feuer und sticht auf seine 32 Jahre alte Frau und seine 53 Jahre alte Schwiegermutter ein.

Osnabrück. Es ist ein Bild des Grauens, das so gar nichtzu der ordentlichen Reihenhaussiedlung im Osnabrücker Stadtteil Schölerberg passen will. Ein grauer, komplett zerstörter Kombi steht in dem ausgebrannten Wohnzimmer des kleinen braungeklinkerten Hauses.

Um kurz vor sechs am Samstagmorgen kommt es dort zu der Tragödie: Ein
33 Jahre alter Mann rast mit einem Auto durch den Vorgarten, über die
Terrasse durch eine riesige Fensterscheibe in das Wohnzimmer. Anschließend legt er Feuer in dem Haus und sticht auf seine 32 Jahre alte Frau und seine 53 Jahre alte Schwiegermutter ein. Beide Frauen sterben an den Stichverletzungen.

In der Nachbarschaft sorgt die Tat für Entsetzen. "Oh, mein Gott, was für eine Tragödie", sagt eine ältere Dame, die in der Nähe wohnt. Sie wirkt völlig fassungslos. Dann eilt sie durch den leise rieselnden Schnee davon. Nur wenige Passanten sind am Vormittag in der kleinen Siedlung unterwegs. Und wer sich dem mit rotweißem Flatterband weiträumig abgesperrten Tatort nähert, wird von Mitarbeitern des Technischen Hilfswerks freundlich gebeten, einen anderen Weg einzuschlagen. In dem kleinen Garten des Hauses sieht es
aus wie nach einem Sturm: herumliegende Mülltonnen, aufgewühlter
Rasen, Scherben. Das Erdgeschoss ist völlig ausgebrannt.

Der mutmaßliche Brandstifter, der sich bei dem Feuers selbst schwer verletzt hat, taumelt den eintreffenden Polizeibeamten noch in die Arme. "Eine Nachbarin stand um 5.55 Uhr auf ihrem Balkon, weil sie eine Zigarette rauchen wollte", schildert der Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück, Alexander Retemeyer, die Vorgänge. Dabei beobachtet sie, wie der Amokfahrer den Gartenzaun durchbricht und mit dem Wagen in das Wohnzimmer rast. "Die Zeugin verständigte sofort die Polizei."

Nach ersten Erkenntnissen der 20-köpfigen Mordkommission war der
Mann seit längerem psychisch krank. Das aus Osnabrück stammende
Ehepaar war vor einigen Jahren ins bayerische Landshut gezogen. Dort
sei es immer wieder zu Streit zwischen den beiden gekommen, berichteten die Ermittler.

Die junge Frau habe sich häufig zeitweise von ihrem Mann getrennt. Nachdem sie im vergangenen Dezember ihren Mann verlassen hatte und vorübergehend zu ihren Eltern nach Osnabrück zog, drohte ihr Mann mit Selbstmord. Dann aber sei er von sich aus zur Behandlung in eine psychiatrische Klinik gegangen, sagte Retemeyer.

Am Mittwoch vergangener Woche verließ die 32-Jährige gemeinsam mit den beiden ein und drei Jahren alten Töchtern ihren Mann erneut und reiste zu ihren Eltern. Einen Tag später stand auch er vor der Tür des Osnabrücker Hauses. Seine Frau schickte ihn weg und rief die Polizei.

Die Beamten trafen den 33-Jährigen bei dieser Gelegenheit zwar nicht mehr an. Die Frau erzählte ihnen aber, ihr Mann sei psychisch krank und wolle sich nicht helfen lassen.

Der mutmaßliche Täter wurde mit lebensbedrohlichen Brandverletzungen in ein Dortmunder Krankenhaus gebracht. Er lag zunächst im Koma. Die beiden kleinen Kinder retteten Feuerwehrmänner aus dem brennenden und stark verqualmten Haus. "Sie sind erst wach geworden, als die Feuerwehrleute vor dem Bett standen. Dabei haben sie sich sehr erschrocken", schilderte Retemeyer.

Was aus ihnen wird, stand am Samstagabend noch nicht fest. Das Jugendamt sei eingeschaltet worden. "Sie haben fast ihre ganze Familie verloren", sagte der Staatsanwalt. Ihr Großvater, der sich selbst aus dem brennenden Haus retten konnte, werde ihnen zunächst keine Hilfe sein. Auch er erlitt Verletzungen und stand unter Schock.