Träume aus Creme und Marzipan
Peggy Porschen aus Düren ist die berühmteste Zuckerbäckerin Englands. Bei ihr bestellen Elton John und Madonna.
London. Wenn Elton John eine Gala gibt oder Stella McCartney heiratet, beeindrucken sie ihre prominenten Gäste mit Torten von Peggy Porschen. Halb Künstlerin, halb Konditorin, ist die 32-jährige Deutsche mittlerweile die berühmteste Zuckerbäckerin Großbritanniens. Wer auf den Geschmack kommen will, steht jedoch vor einem Dilemma: Um die Meisterwerke zu kosten, muss er sie zerschneiden.
"Rosa Hortensie" etwa ist eigentlich viel zu schade zum Essen: Hunderte hauchzarte, weiße Marzipanblüten zieren die vierstöckige Torte. Sie liegen auf edler Pastellglasur, die einzelnen Etagen abgesetzt durch schimmerndes Satinband. Einen guten Quadratmeter Platz braucht das handgemachte Hochzeitsunikat - und am besten eine schützende Glasvitrine dazu, denn Peggy Porschen und ihr Team haben tagelang an diesem filigranen Kunstwerk gearbeitet.
"Meine Markenzeichen", sagt Porschen, "sind feminine, hübsche Farben, viel Pink, viele Details, Blumen, Streifen, Polka Dots...es ist der ultimative Mädchentraum von einem Kuchen." Manche ihrer Meisterwerke ähneln romantischen Hutschachteln, andere sind gelbe, perlenbesetzte und rosengekrönte Schmuckstücke. In geduldiger Handarbeit zaubert sie schillernde Blütentürme, von denen jeden Moment Marzipan-Schmetterlinge aufzuflattern scheinen.
"Ich wollte schon mit 14 Kuchenbäckerin werden, aber Backen war lange nur ein Hobby", erzählt sie. 1998 zieht Porschen vom rheinischen Düren nach London. Im Gepäck: kaum mehr als ihren Lebenstraum und ihr Talent. An der renommierten Patisserie Le Cordon Bleu lässt sie sich ausbilden, arbeitet danach als Konditorin für edle Hotels in der englischen Metropole. Sie ist 27 Jahre, als sie sich selbstständig macht.
Von nun an legt sie eine beispiellose Konditorenkarriere hin. Der erste Großauftrag kommt vom Londoner Luxus-Kaufhaus Fortnum & Mason und sprengt beinahe ihre Kapazitäten. Sie produziert 5000Plätzchen und stapelt sie bis zur Auslieferung in ihrem Schlafzimmer. Porschen steht bei dem Edelgeschäft mittlerweile fest unter Vertrag. In großen Vitrinen stellt Fortum & Mason ihre mehrstöckigen, weißen Hochzeitstorten aus.
Es dauert nicht lange, bis sich Stars wie Gwyneth Paltrow und Madonna für Porschens neues Backstübchen im Stadtviertel Battersea interessieren. Mit Torten für die Gala von Elton Johns Aids-Stiftung gerät ihr Promi-Debüt gleich zum Durchbruch. "Ich stamme aus einem kleinen Städtchen zwischen Köln und Aachen, gehe nach London und komme mit meinen Torten so gut an, dass selbst die Promis sie wollen", sagt Porschen, die es selbst kaum glauben kann. In ihrem Atelier arbeiten mittlerweile bis zu acht Mitarbeiter; viele von ihnen hat sie selber ausgebildet.
Hinter den perfekten, filigranen Torten-Kreationen stecken Dutzende Arbeitsstunden, ein straffer Zeitplan und die unnachahmliche Verzier-Technik von Peggy Porschen. Jede Kuchen-Etage wird separat konstruiert und gebacken, sodass am Ende eine Architektur steht, bei der die unterste Lage alle anderen tragen kann. "Mein Traum ist eine eigene Torten-Boutique", schwärmt sie. "Dort würde ich kleine Patisserien wie Schmuckstücke ausstellen, und die Leute könnten sich Torten wie bei einer Kunstvernissage aussuchen."