Massaker schockt die USA
Angst vor dem eigenen Kriegseinsatz trieb den Amokläufer zur Wahnsinnstat mit 13 Toten.
Washington. Einen Tag nach dem Blutbad von Fort Hood trauert Amerika um die Opfer. 13 Tote und 30 zum Teil Schwerverletzte lautete die tragische Bilanz des Amoklaufs eines 39-jährigen Armeemajors, der offenbar Angst vor dem eigenen Militäreinsatz hatte.
Es gibt widersprüchliche Aussagen, wonach Nidal Malik Hasan entweder in den Irak oder nach Afghanistan geschickt werden sollte. Unklar bleibt aber nach wie vor, warum er deswegen das Feuer eröffnete und wahllos um sich schoss.
Eigentlich sollte der Donnerstag auf dem Militärstützpunkt in Texas ein freudiger Anlass sein. Geplant war eine Ehrenfeier für jene Soldaten, die ihre Universitätsausbildung abgeschlossen hatten. Doch vor Beginn der Zeremonie waren plötzlich Schüsse zu hören.
Hasan hatte in einer benachbarten Klinik, in der sich Soldaten vor dem Kriegseinsatz der letzten medizinischen Untersuchung unterziehen, mit zwei Handfeuerwaffen Dutzende der wartenden GIs niedergestreckt. Erst eine bewaffnete Polizistin in Zivilkleidung konnte dem Massaker ein Ende setzen. Entgegen ersten Medienberichten überlebte Hasan. Zwei der insgesamt 30 Verletzten ringen offenbar mit dem Tod.
Der Schock sitzt der Nation tief in den Knochen. Nun befasst sich Amerika mit der Frage, was den erfahrenen Major wohl zum Ausrasten brachte. Sondereinheiten des FBI durchsuchten am Freitag im Nachbarort Killeen die Wohnung des Todesschützen. Kurz vor der Tat hatte eine Überwachungskamera Hasan in einem knöchellangen, weißen Gewand, der im arabischen Raum traditionellen Dischdascha, gefilmt.
Erst in diesem Jahr war der ausgebildete Psychiater an den Stützpunkt versetzt worden. Dort war es seine Aufgabe, traumatisierte Heimkehrer aus dem Irak- und Afghanistankrieg zu behandeln. Fort Hoods Oberkommandeur Rick Lynch räumte ein, dass die dort stationierten Truppen im Vorfeld eines bevorstehenden Kampfeinsatzes "ungewöhnlichem Stress" ausgesetzt sind.
Allein in diesem Jahr begingen zwei Soldaten Selbstmord. Hasan, so ein Kollege, "hat dem Druck und der Angst vor dem eigenen Einsatz nicht mehr standgehalten." Er sei ein Gegner der Militäreinsätze in Afghanistan und Irak gewesen.
Dass er zudem in seiner täglichen Arbeit mit den oft traumatischen Folgen und den tragischen Schicksalen einzelner Soldaten konfrontiert wurde, habe jenen Mann, der von Bekannten als ausgesprochen sympathisch, ruhig und bescheiden beschrieben wird, vermutlich zu der Wahnsinnstat getrieben.
Präsident Obama sprach von einer großen Tragödie und einem "grauenvollen Gewaltausbruch". Obwohl an den Stützpunkten die Sicherheitsvorkehrungen verschärft werden sollen, räumt die Regierung ein, dass es so gut wie unmöglich sei, eine Wiederholung zu verhindern. Waffen zu tragen liege in der Natur einer militärischen Karriere. Die Psyche eines bewaffneten Soldaten zu deuten sei nicht immer leicht.