Mexiko im Drogenkrieg
Die Banden stürzen das Land ins Chaos. Wieder traf es Unbeteiligte.
Monterrey. Die Menschen in Monterrey haben sich daran gewöhnt, nicht mehr in der Dunkelheit auszugehen. Denn die nächtlichen Überfälle häufen sich. Dieses Mal geschah es am hellichten Tag: im Kasino „Royale“.
Männer und Frauen saßen an Spielautomaten, an Bar-Tresen und Bingo-Tischen. Sie fühlten sich sicher. Doch plötzlich waren sie gefangen in einem Inferno aus explodierenden Handgranaten, Flammen und Rauch.
Bewaffnete waren am Donnerstag (Ortszeit) in das Kasino im Zentrum der mexikanischen Millionenstadt gestürmt und hatten das Gebäude mit Benzin in Brand gesetzt. Die Bilanz: dutzende Tote und zahlreiche Verletzte. Der Überfall ist der bislang verheerendste Anschlag im sogenannten Drogenkrieg in Mexiko.
„Am Anfang sind noch zahlreiche Gäste zum Haupteingang gerannt und haben sich gerettet“, berichtete eine Überlebende, wie die Zeitung „Reforma“ berichtete. „Doch dann wurden die Flammen größer, und der Ausgang war versperrt.“
Es sei Panik ausgebrochen, weil alle zu einem der rückwärtigen Notausgänge drängten oder versuchten, sich etwa in den Toiletten in Sicherheit zu bringen. „Wir wollten alle zur selben Zeit raus. Viele fielen auf den Boden und blieben ohnmächtig liegen.“
Während gestern die Rettungsmannschaften weiter nach Opfern in den rauchenden Trümmern suchten, jagten 500 Soldaten, die von Präsident Felipe Calderón in Marsch gesetzt wurden, die Täter. Von denen fehlte zunächst aber jede heiße Spur. Denn mit ihrer Gewalttat hatten die Kriminellen nicht nur im Kasino selbst, sondern im gesamten Zentrum der Stadt Panik und Chaos ausgelöst.
Der Feuer-Überfall gilt als neuer Höhepunkt im Krieg der mexikanischen Drogenkartelle. Aber es ist auch ein Höhepunkt der Ohnmacht des Staates, der in einigen Regionen des Landes längst sein Machtmonopol an die Organisierte Kriminalität verloren hat.
In Monterrey, der Hauptstadt des nördlichen Bundesstaates Nuevo León, bekriegen sich die Killerbande Los Zetas und das sogenannte Golf-Kartell. Es geht um die Kontrolle des Drogenhandels, die Schutzgelderpressung von Kasinos, Wettbüros, um Entführung und Erpressung.
Bereits am 25. Mai 2011 waren in Monterrey drei Kasinos gleichzeitig mit Feuerwaffen angegriffen worden. Und erst am Dienstag verübten Unbekannte ebenfalls in Saltillo einen Sprengstoffanschlag auf ein Wettbüro des Unternehmens Caliente, das dem Ex-Bürgermeister von Tijuana, Jorge Hank Rhon, gehört.