Dutzende Tote bei Überfall auf Kasino in Mexiko
Mexiko-Stadt (dpa) - Die Gewalt in Mexiko erreicht einen neuen Höhepunkt. Unbekannte stürmen ein Kasino und stecken es in Brand. Mehr als 50 Menschen sterben. Präsident Calderón ruft zum gemeinsamen Kampf gegen die Kriminalität auf.
Sechs Angreifer stürmten am Donnerstagnachmittag das Gebäude und setzten es mit Benzin in Brand. Viele Gäste versuchten vergeblich, sich aus dem Chaos von Flammen und Rauch zu retten. Die Täter entkamen. Präsident Felipe Calderón verurteilte den Überfall als Terrorakt der organisierten Kriminalität. In Mexiko tobt seit Jahren ein Drogenkrieg.
Nach Augenzeugenberichten waren die schwer bewaffneten Angreifer gegen 15.30 Uhr in das Kasino „Royale“ im Zentrum von Monterrey eingedrungen, der drittgrößten Stadt Mexikos. Sie überwältigten demnach die Wachleute. Sie schrien Gäste und Angestellte an, das Gebäude zu verlassen, gossen Benzin aus und setzten das Kasino in Brand. Berichten zufolge gab es auch Granatenexplosionen.
„Es waren Schuss-Salven zu hören, dann gab es eine Explosion“, berichtete eine Überlebende. „Uns kam der Gedanke, in Richtung der Tiefgarage zu flüchten und von dort auf die Straße zu gelangen. Aber wir wurden in den zweiten Stock zu einem Notausgang geleitet, der abgesperrt war.“ Zahlreiche Menschen suchten zudem Zuflucht in den Toiletten und erstickten, wie es weiter hieß.
Bis spät in die Nacht holten Rettungskräfte Tote und Verletzte aus dem brennenden Kasino. Am Freitagmorgen waren 45 der Todesopfer - 35 Frauen und 10 Männer - identifiziert. Nach Angaben örtlicher Behörden wurden mindestens 52 Menschen getötet und mindestens 10 Menschen verletzt. Diese Zahlen könnten sich aber noch ändern, hieß es. Die Rettungsarbeiten dauerten an.
Nach Angaben von Bürgermeister Fernando Larrazabal war das Kasino im Mai dieses Jahres auf Behördenanweisung geschlossen worden. Es habe nicht über die Genehmigungen für den Betrieb verfügt. Später habe es die Geschäfte wiederaufgenommen, weil eine andere Behörde die Erlaubnis gegeben habe.
Kasinos sind erst seit einigen Jahren im Mexiko zugelassen. Vor allem in den Städten im Norden schossen sie seitdem aus dem Boden. Organisierte Banden mit den Drogenkartellen an der Spitze entdeckten sie als Ort für ihre Geschäfte. Seither kämpfen sie um die Kontrolle der Kasinos, indem sie Schutzgeld erpressen und die Betreiber zwingen, Drogen zu verkaufen.
Der aktuelle Anschlag trifft das von zunehmender Gewalt heimgesuchte Mexiko besonders hart. Denn Monterrey ist das wichtigste Industriezentrum des Landes.
In der Millionenstadt tobt seit einiger Zeit ein brutaler Kampf zwischen der Killerbande Los Zetas und dem sogenannten Golf-Kartell. Wegen der zunehmenden Unsicherheit denken immer mehr Unternehmen daran, ihre Aktivitäten aus Monterrey in sicherere Regionen des Landes zu verlegen.
Mexikos Präsident Calderón wollte am Freitagabend den Tatort besuchen. Er rief alle Institutionen des Landes auf, gemeinsam gegen die „feigen Feinde“ vorzugehen. In einer Fernsehansprache sagte er: „Solche verwerflichen Taten verpflichten uns, im Kampf gegen diese skrupellosen kriminellen Banden beharrlich zu sein.“ Insgesamt sind als Folge des sogenannten Drogenkrieges in Mexiko seit Ende 2006 mehr als 40 000 Menschen gestorben.
In Deutschland äußerte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) „tiefe Erschütterung“ über die Gewalttat in Mexiko.