Mexiko jubelt über Festnahme von Drogenboss „El Chapo“
Mexiko-Stadt (dpa) - Er war ein Mythos, vor dem ganz Mexiko zitterte. Es gab nur wenig Fotos von Joaquín Guzmán, aber sein Name war in aller Munde. Nach jahrelanger Flucht ist der Chef des Sinaloa-Kartells festgenommen worden.
Politik und Presse feiern den Fahndungserfolg.
„Geschnappt“, „Ende der Jagd“, „Zurück ins Gefängnis“: Am Tag nach der spektakulären Festnahme des mächtigen Drogenbosses Joaquín „El Chapo“ Guzmán Loera feiern Mexiko und die nationale Presse den Fahndungserfolg. Die Zeitungen füllen Sonderseiten mit jedem Detail des Zugriffs, Experten spekulieren über die Konsequenzen für das organisierte Verbrechen in Mexiko, aus dem Ausland kommen Glückwünsche.
Marineinfanteristen nahmen den mächtigsten Drogenhändler der Welt gemeinsam mit einem Komplizen am frühen Samstagmorgen in Mazatlán im Westen des Landes fest, wie Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam mitteilte. Der Einsatz wurde monatelang vorbereitet. Bereits in der vergangenen Woche waren Unterschlupfe des Sinaloa-Kartells entdeckt, zahlreiche Waffen sichergestellt und 13 Verdächtige festgenommen worden.
Guzmán wurde zunächst auf den Marinestützpunkt am Flughafen von Mexiko-Stadt gebracht und dann in das Hochsicherheitsgefängnis Altiplano im Bundesstaat México verlegt. Im Fernsehen war zu sehen, wie ihn vermummte Soldaten zu einem Hubschrauber der Bundespolizei brachten.
Während die mexikanische Regierung noch vor einigen Jahren jeden festgenommenen Drogenhändler stolz der Presse vorführte, war sie zuletzt von der öffentlichen Zurschaustellung der Verdächtigen abgerückt. Doch „El Chapo“ war offenbar ein zu wichtiger Fang, als dass die Regierung auf die triumphale Geste verzichten wollte. Das Bild des gebeugten Manns zwischen zwei kräftigen Elitesoldaten schmückte am Sonntag die Titelseiten im ganzen Land.
Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto gratulierte den Ermittlern zu der Festnahme. „Meine Anerkennung gilt den mexikanischen Sicherheitskräften“, schrieb der Staatschef auf Twitter. „Meine Glückwünsche an alle.“
Die US-Regierung äußerte sich zufrieden über den Zugriff. „Die heutige Festnahme von Joaquín „El Chapo“ Guzmán Loera durch die mexikanischen Behörden ist ein bahnbrechender Erfolg“, sagte US-Justizminister Eric Holder. „Die kriminellen Aktivitäten von Guzmán haben durch Drogenabhängigkeit, Gewalt und Korruption wahrscheinlich Millionen Leben zerstört.“
Auch der kolumbianische Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón begrüßte die Nachricht aus Mexiko: „Diese Festnahme schafft Genugtuung auf der ganzen Welt.“ Guatemalas Präsident Otto Pérez sprach von einem Erfolg im Kampf gegen den internationalen Drogenhandel. „Früher oder später müssen sich die Kriminellen verantworten“, sagte er.
Guzmán war der meistgesuchte Drogenhändler der Welt. Er war 1993 in Guatemala festgenommen worden, doch 2001 gelang ihm die Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Mexiko. Die USA boten fünf Millionen Dollar (3,8 Millionen Euro) für seine Festnahme, Mexiko 30 Millionen Pesos (1,8 Millionen Euro).
Das Sinaloa-Kartell ist eines der mächtigsten Verbrechersyndikate Mexikos. Es ist vor allem im Westen des Landes aktiv und unterhält enge Beziehungen zu Drogenhändlern in Kolumbien. Die Zeitschrift „Forbes“ nahm Guzmán 2009 mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde US-Dollar in ihre Liste der reichsten Menschen der Welt auf.
Das Sinaloa-Kartell und die konkurrierenden Los Zetas werden für einen Großteil der Gewalttaten in Mexikos erbittertem Drogenkrieg verantwortlich gemacht. Den schweren Auseinandersetzungen waren in den vergangenen sieben Jahren mehr als 70 000 Menschen zum Opfer gefallen. Nach Guzmáns Festnahme könnten nun interne Machtkämpfe um seine Nachfolge beginnen, heißt es in einer Analyse des auf Sicherheitsthemen spezialisierten Nachrichtenportals Insight Crime.